Leipzig – Hertha BSC: Quo vadis?

Leipzig – Hertha BSC: Quo vadis?

Es ist ruhig geworden an der Spree. Dem gruseligen Saisonstart mit drei Niederlagen aus den ersten drei Partien folgten nun zwei Pflichtsiege gegen die Aufsteiger aus Bochum und Fürth, dank derer man verhindern konnte, schon früh dem weiteren Teilnehmerfeld hinterherlaufen zu müssen. Die Hoffnung besteht, dass dieser so unausgeglichene Kader, der sich erst noch finden muss, nun über diese Ergebnisse das dringend nötige Selbstvertrauen geholt hat, um auch gegen qualitativ hochwertigere Gegner bestehen zu können. Den ersten Beweis für diese These tritt das Team von Pal Dardai am Samstag in Leipzig an.

In Vorbereitung auf das Spiel haben wir mit Leipzig-Experte Kai gesprochen, der uns die Hintergründe zum missratenen Saisonauftakt erklärt.

Der Nächste bitte

Viele staunten nicht schlecht, als in der Saison 2016/2017 plötzlich ein neuer Bayern-Jäger die Liga in Aufruhr versetzte. Der Aufsteiger aus Leipzig schaffte es in der Debütsaison, mit Hochgeschwindigkeits-Pressingfußball auf Platz Zwei vorzustürmen. Mit Ausnahme des zweiten Jahres stand seitdem am Ende jeder Saison ein Champions League-Platz zu Buche, letztes Jahr gar erneut die Vizemeisterschaft. Da man sich im selben Zeitraum darauf verlassen konnte, dass der natürliche Verfolger Dortmund es regelmäßig fertigbrachte, gegen Vereine wie Augsburg oder Freiburg zu verlieren, schien Leipzig – mit freundlicher Unterstützung eines zahlungskräftigen Österreichers – die einzige Mannschaft, die die Dominanz aus München brechen könnte. Jener Gedanke dürfte seit diesem Sommer obsolet sein.

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Insbesondere der Abgang von Trainer Nagelsmann hinterlässt eine große Lücke in Leipzig. (Foto: Tim Rehbein RHR FOTO, imago images via Getty images)

Hat der Branchenprimus aus dem Süden bislang die Finger von Spielern aus der Messestadt gelassen, wurde in diesem Sommer wieder die altbewährte Hoeneß-Taktik aus der Schublade geholt, die auch schon Mannschaften wie Werder Bremen, Borussia Dortmund oder Bayer Leverkusen zu spüren bekamen: Sobald dem FC Bayern jemand auf nationaler Ebene zu nahe kommt, wird er eben leergekauft.

War man beim BVB immerhin noch so großzügig, die drei wichtigsten Akteure (Hummels, Götze, Lewandowski) über drei Saisons verteilt nach München zu lotsen, ging man bei den Leipzigern etwas rabiater vor und holte in einem Sommer den Trainer, den Kapitän sowie den Abwehrchef an die Isar.

Und so sehr man die Bayern dafür kritisieren kann, den nationalen Wettbewerb auf Spitzenebene seit Jahren faktisch außer Kraft zu setzen, so sehr zeigt der Blick auf die aktuelle Tabelle: Es funktioniert.

Die Rückkehr zum alten Weg

Nach der großen Abwanderung gen Süden war Leipzig also zum Handeln gezwungen und reagierte auf etwas ernüchternde Art und Weise. Denn nach harten Verhandlungen mit der Zweigstelle aus Salzburg besetzte man die vakante Trainerstelle mit Jesse Marsch, der vor seiner Versetzung in die Mozartstadt bereits in Leipzig als Co-Trainer unter Ralf Rangnick arbeitete. Sowohl den Abgang von Nagelsmann als auch dessen Nachfolgebesetzung sieht Kai sehr kritisch:

„Ehrlich gesagt kann ich den Schritt des Vereins nicht nachvollziehen. Der erste Fehler war, Nagelsmann inklusive seines gesamten Staffs vor Vertragsende und ohne Ausstiegsklausel zum größten sportlichen Wettbewerber ziehen zu lassen.

Marsch war dann aufgrund seiner vorherigen Stationen im RB-Fußballkosmos in Salzburg, New York und Leipzig sicher eine naheliegende Lösung. Aber aus meiner Sicht nicht die beste. Man hatte Nagelsmann geholt, um das Team taktisch zu einem europäischen Spitzenklub weiterzuentwickeln und einen Titel zu holen. Die Mission wurde unerfüllt abgebrochen und jetzt soll es eine Art „Zurück in die Zukunft“-Move richten. Ich halte das für eine Sackgasse.“

Die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis

Was sicherlich für Marsch gesprochen hat, ist, dass man weiß, was man bekommt. Als Mitarbeiter, der seit 2014 im Konzern tätig ist, kennt er die Methoden in-und auswendig und hat sie bereits an den Standorten New York und Salzburg erfolgreich implementiert. In Leipzig indes stößt er damit bislang noch auf Widerstände: „In der Theorie steht Jesse Marsch für den klassischen RB-Stil mit einem starken Fokus auf Gegenpressing, Zentrumsorientierung sowie schnellen, vertikalen Kombinationen nach Ballgewinn. Aktuell ist davon – mit Ausnahme des Stuttgarts-Spiels – nur in Ansätzen etwas zu sehen. Das Team scheint noch sehr im Niemandsland zwischen dem Ballbesitz-System von Nagelsmann und der neuen, alten Spielidee von Marsch gefangen.“, ordnet Kai ein.

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Neu-Coach Jesse Marsch leidet noch unter Startschwierigkeiten (Foto: imago images via Getty images)

Insbesondere die für Leipzig eigentlich völlig untypische defensive Anfälligkeit bereitet Kai zudem Sorgen: „ […] Im Ergebnis lässt Leipzig, das unter Rangnick und Nagelsmann die stärkste Defensive der Liga hatte, aktuell die zweitmeisten Großchancen zu. Gleichzeitig setzt sich die schlechte Chancenverwertung auch in dieser Saison fort. Ganze sechs Tore aus 96 Torschüssen sind mit 6,3 Prozent die schlechteste Quote aller Bundesligisten.“

Ein wesentlicher Grund für die aufgezeigten Schwächen ist neben den noch nicht greifenden, taktischen Anpassungen sicherlich auch auf personeller Ebene zu finden. So wurde neben Dayot Upamecano in Ibrahima Konaté der zweite hochveranlagte Innenverteidiger verkauft. Aus Kais Sicht ist das „zusammen mit dem geplatzten Transfer von Lacroix aus Wolfsburg ein klares Manko der Transferperiode. Die fehlende Geschwindigkeit in der Innenverteidigung ist ein Grund für die aktuell katastrophale Restfeldverteidigung und die Gegentorflut gegen Bayern und ManCity.“

Dennoch ist es keineswegs so, als würde Hertha am Samstag auf ein Team aus Hobbykickern treffen. Auch in diesem Sommer gelang es Leipzig wieder, einige hochveranlagte Spieler in die Messestadt zu lotsen: „Mit Gvardiol, Simakan, Brobbey und Moriba hat man spannende junge Spieler mit viel Wertsteigerungspotenzial verpflichtet. Etwas aus der Rolle fällt da die Verpflichtung von André Silva aus Frankfurt, einem gestandenen Stürmer, der mit 28 Toren in der vergangenen Saison seine Qualitäten bereits auf Bundesliganiveau unter Beweis gestellt hat.“

Mit halber Kraft zum Angstgegner Leipzig

Blickt man auf die Situation in Leipzig, ist man also geneigt, zu resümieren, dass ein Sieg für Hertha wohl selten wahrscheinlicher war als an diesem sechsten Spieltag. Wäre da nur nicht die Verletztensituation. Neben Stefan Jovetic stehen auch Lukas Klünter. Dedryck Boyata, Jordan Torunarigha sowie Nezugang Myziane Maolida nicht zur Verfügung.

Wie lange es für Krzystof Piatek und Marton Dardai reichen wird, wollte Trainer Dardai bei der Pressekonferenz am Donnerstag noch nicht preisgeben. Ob die Statistik von acht Niederlagen in zehn Spielen gegen die Leipziger aufgehübscht werden kann, ist also einmal mehr zumindest fraglich.  

Titelbild: imago images via Getty images

Herthaner im Fokus: Hertha BSC – Leipzig

Herthaner im Fokus: Hertha BSC – Leipzig

Es ist ja nicht schlecht, was Hertha zurzeit spielt. Sowohl dem FC Bayern als auch RB Leipzig konnte man insbesondere im Mittelfeld Paroli bieten. Aber in einer entscheidenden Disziplin des Fußballspielens versagt Hertha seit Wochen: im Toreschießen. Mit Blick auf die Leistung der Einzelspieler gab es am heutigen Sonntagnachmittag erfreuliche Überraschungen, aber auch fragwürdige Personalentscheidungen. Die Herthaner im Fokus.

Marton Dardai – Viele kluge Spieleröffnungen

Es ist schon ärgerlich, dass sich Pal Dardai im Sky-Interview vor dem Spiel dafür rechtfertigen muss, dass er seinen 19-jährigen Sohn von Anfang an spielen lässt. Es war nicht Dardai, sondern Bruno Labbadia, der Marton Dardai zu seinem Debüt verhalf. Und wenn man sich die mangelhafte Spieleröffnung Omar Alderetes in den vergangenen Spielen anschaute, war es einfach Zeit für einen neuen Impuls. Glücklicherweise rechtfertigte Marton Dardai seinen Einsatz dann aber auch selbst – durch eine hervorragende Leistung.

Foto: xMatthiasxKochx/IMAGO

Gerade da, wo Alderete schwächelt, punktet Dardai: Jede Spieleröffnung wirkte überlegt und sinnvoll. War ein langer Schlag entlang der Linie sinnvoll, kam der lange Schlag. Bat sich am gegnerischen Strafraum eine direkte Anspielmöglichkeit, spielte Dardai die Offensivspieler auch gerne mal flach an und leitete so Offensivaktionen ein. Dardai spielte jene Bälle auch größtenteils sehr sauber zum Mitspieler. Defensiv ließ er nichts anbrennen, ein sehr souveräner Auftritt.

Als einzige offene Frage bleibt, wieso Dardai als neuer Ecken- und teils auch Freistoßbeauftragter in Szene gesetzt wurde. Hertha hat nach wie vor null Standardtore auf dem Konto – sowohl Ecken als auch Freistöße sind frappierend schwach. Marton Dardai änderte daran nichts.

Lukas Klünter – Speedy Gonzalez (aber nur nach hinten)

Mit knapp 35,5 km/h war Lukas Klünter heute mit Abstand der schnellste Spieler auf dem Platz. Dieser Wert sagt an sich wenig aus. Allerdings sorgte Klünters Geschwindigkeit heute dafür, dass einer der besten Leipziger abgekocht wurde: Angelino. Und damit ging Pal Dardais Plan auf der rechten Abwehrseite bestens auf. Angelino war in mehreren Situationen sichtlich genervt, weil er immer wieder von Klünter überlaufen wurde. Schade ist natürlich, dass der Ex-Kölner nach vorne so gut wie keine Akzente setzte, was aber sicherlich mit seiner Rolle am Sonntag zu tun hatte.

Dodi Lukébakio – Mehr ist immer noch zu wenig

In der ersten Halbzeit gab es einige Aktionen, in denen man den Eindruck gewinnen konnte, dass Dodi Lukébakio Lust hat mitzuspielen. Einmal setzte er sich im Zweikampf über die rechte Angriffsseite durch, zwei weitere Male tauchte er im Angriffszentrum gefährlich auf. Das war’s dann aber auch schon.

(Photo by SOEREN STACHE/POOL/AFP via Getty Images)

Wenn der Belgier sich wenigstens bemühen würde, wäre ja klar, dass er früher oder später aus seinem Leistungstief wieder herauskommt. Wie schlecht Lukébakios Arbeitsmoral derzeit ist, zeigte sich symbolisch an seinem Abseitsverhalten. In aller Ruhe trabte er mehrfach aus dem Abseits heraus – sogar der Sky-Moderator bat den Belgier „sein Verhalten dringend zu ändern“. Von sechs Abseitsstellungen verursachte Lukébakio vier. Und dies nicht, weil er zu früh in eine gefährliche Situation starten wollte, sondern weil er locker-lässig in der verbotenen Zone herumjoggte und dabei nicht rechtzeitig sah, dass seine Mitspieler einen Pass in die Tiefe spielen wollte.

Man fragt sich, was Dardai und Labbadia in den Trainingseinheiten von Lukébakio sehen, das ihm jede Woche einen Startelfeinsatz einbringt. Ja, er zeigte mehr als noch zuletzt, aber das ist immer noch zu wenig.

Und da war da noch …

Matthew Leckie – Auch die Zuneigung von Herthas Übungsleitern für Matthew Leckie ist unergründlich. Im Gegensatz zu Lukébakio scheut der Australier keinen Zweikampf und hat auch heute wieder einige wichtige Mittelfeldduelle gewonnen. Seine Zweikampfquote (67 Prozent) belegt das. Aber gerade auf den Außenbahnen benötigt eine wettbewerbsfähige Bundesligamannschaft kreative Spieler, die auch mal auf Verdacht in die offenen Räume auf den Flügeln laufen. All das tat Leckie nicht. Die Anzahl seiner Flanken: Null. In 72 Spielen für Hertha erzielte Leckie acht Treffer und legte sechs weitere vor. Das ist zu wenig, um einem Gegner wie Leipzig gefährlich werden zu können, auch wenn Dardais Taktikplan mit Leckie als Angelino-Bewacher gut aufging.

(Photo by ANNEGRET HILSE/POOL/AFP via Getty Images)

Matheus Cunha – Auch mit einer mittelmäßigen Leistung ist Cunha immer noch der beste Fußballer in Herthas Reihen. Auch heute gingen fast alle gefährlichen Situationen über den Brasilianer. Cunha hat einen Zug zum Tor, den kein anderer Herthaspieler derzeit vorweisen kann. Schön ist auch, dass er Ex-Leipziger mit Ball am Fuß nicht sofort fallen lässt, wenn er Gegnerkontakt in der Nähe des Strafraums hat. Allerdings hat auch Cunha derzeit die Krätze am Fuß. So wie schon gegen den FC Bayern tauchte er auch heute wieder in mehreren Szenen alle vor Leipzigs Torhüter Gulaszci auf, konnte aber nichts Zählbares umsetzen. Das ist einerseits traurig, weil Hertha einfach so sehr von Cunhas Toren lebt und zweitens weil er in der Hinrunde aus komplexeren Situationen heraus Tore erzielte. Wie sehr ihm die derzeitige Situation zusetzt, zeigte sich in der Halbzeit, als er mit seinem ehemaligen Trainer Julian Nagelsmann auf der Rolltreppe stand. Nagelsmann versuchte offensichtlich Konversation zu betreiben. Cunha antwortete nicht und blickte deprimiert auf den Boden.

Fazit – Einfach zu wenig

Gegen Bayern „ordentlich gespielt“ zu haben und im heutigen Leipzig-Spiel „viele Strafraumszenen herausgearbeitet“ zu haben, ist einfach zu wenig. Seit Jahresbeginn erzielte Hertha in acht Spielen sechs Tore – drei davon gegen taumelnde Schalker. War es unter Labbadia immer wieder die Abwehr, die Gegentore herschenkte, ist es derzeit der Angriff der bestenfalls glücklos agiert – wenn man auf Dodi Lukébakio schaut, ist das Adjektiv „lustlos“ sogar angebrachter. Die sich verschiebenden Schwächen in Herthas Mannschaftsteilen zeigen einfach, wie unausgewogen das Team zusammengestellt wurde. Herthas Ineffizienz macht Angst – auch weil die Abstiegskonkurrenten Mainz, Bielefeld und Kökn in den vergangenen Wochen insbesondere gegen die starken Teams der Liga punkteten.

[Titelbild: Pool/Filip Singer – Pool/Getty Images]

Hertha BSC – Leipzig: Im Duell mit dem letzten Bayernjäger

Hertha BSC – Leipzig: Im Duell mit dem letzten Bayernjäger

Da ist Hertha so gerade noch mit einem blauen Auge davongekommen – und das in doppelter Hinsicht. Am vergangenen Spieltag – dem dritten seit der Rückkehr von Pal Dardai – reichte es nach desolater erster Halbzeit immerhin noch zu einem Remis gegen den VfB Stuttgart. Zwei Tage darauf war man nach einer 3:1-Führung von Arminia Bielefeld in München zwischenzeitig dennoch auf dem Relegationsplatz wiederzufinden. Eine Leistungssteigerung der Bayern inklusive des folgenden Ausgleichs verhinderte das Schlimmste, jedenfalls vorerst. Denn Bielefeld hat weiterhin das Nachholspiel gegen Werder Bremen in der Rückhand. Hertha tut also gut daran, schleunigst zu punkten. Dass ausgerechnet in dieser Situation der Tabellenzweite Leipzig ins Olympiastadion kommt, ist nicht gerade dankbar.

Vor der anstehen Partie gegen die Sachsen haben wir Leipzig-Experte Kai Bieler gesprochen, der uns unter anderem erzählt, was Teams wie Frankfurt und Wolfsburg der Mannschaft von Julian Nagelsmann voraus haben.

Leipzig als letzter Konkurrent für Bayern?

Leipzig ist mit fünf Punkten Rückstand auf Bayern noch dabei im Rennen um den Titel. (Photo by ANNEGRET HILSE / POOL / AFP via Getty Images)

Spricht man dieser Tage von der nicht enden wollenden nationalen Dominanz der Bayern, gingen die Blicke derer, die sich etwas Abwechslung an der Tabellenspitze wünschen, in der Vergangenheit immer häufiger nach Leipzig denn nach Dortmund. Die Sachsen sind auf gutem Wege, dem BVB den Rang als Nummer zwei der Liga abzulaufen. Spätestens mit der Verpflichtung von Nagelsmann, an dem auch Dortmund zu dessen Hoffenheimer Zeiten starkes Interesse hatte, wurde dieser Anspruch untermauert.

Schon in Nagelsmanns erster Saison sah es so aus, als könnte der ganz große Coup gelingen. Mit vier Punkten Vorsprung vor dem Branchenprimus aus München beendete Leipzig als Herbstmeister die Hinrunde. Am Ende lief man nach einer an den Ansprüchen gemessen enttäuschenden Rückrunde lediglich auf Platz Drei mit 16 Zählern Rückstand ein.

Eine vertane Chance, von der man im Sommer nicht unbedingt dachte, dass sie so schnell wiederkommen könnte. Immerhin verlor man mit Timo Werner und Patrik Schick 38 Saisontore. Und dennoch bleibt nach 22 Spieltagen zu konstatieren, dass die Meisterschaft, auch wenn dazu einiges zusammenkommen muss, bei fünf Punkten Differenz zu den Bayern noch keinesfalls abgeschrieben werden muss. Durch den Ausrutscher vom FCB gegen Bielefeld ist wieder etwas Spannung in die Gemengelage gekommen. Hinzu kommt, dass sich Leipzig durch die 0:2-Niederlage im Hinspiel des Champions League-Achtelfinals gegen Liverpool vermutlich demnächst auf einen Wettbewerb weniger konzentrieren muss. Es ist also alles anbereitet für eine spannende Rückrunde.

Die eine (entscheidende) Schwäche im Leipziger Kader

Die Neuzugägen rund um Alexander Sörloth schlagen bislang noch nicht ein. (Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

Dass es diese fünf Punkte Rückstand sind und Leipzig aktuell nicht von der Spitze aus das Treiben beobachtet, liegt aus Sicht von Kai neben „unnötigen Punktverlusten gegen Köln, Mainz und Wolfsburg“ an der Tatsache, dass den Sachsen ein „erfolgreicher Stürmer wie Lewandowski, Silva, Haaland oder Weghorst“ fehlt. Während die angesprochenen Kandidaten allesamt für 20 plus X Tore (im Falle von Lewandowskis aktueller Quote eher 40 plus X) gut sind, geht der Mannschaft von Julian Nagelsmann solch ein Spieler komplett abhanden.

Bis auf Rang 28 muss man sich durch die Torjägerliste navigieren, um mit Marcel Sabitzer, der zusammen mit Angelino, Forsberg, Nkunku und Poulsen bei vier geschossenen Toren steht, den treffsichersten Leipziger zu finden. So stellt Kai ernüchtert fest: „Mittlerweile ist das Fehlen eines treffsicheren Mittelstürmers im Kader nicht mehr wegzudiskutieren. In der bisherigen Saison hat man sich die drittmeisten Torchancen erspielt (425), daraus aber nur 37 Tore erzielt. Zum Vergleich: Der FC Bayern machte aus 460 Chancen 61 Tore. Dieses Defizit verhindert ganz klar alle weitergehenden Titelambitionen.“

Nun ist es aber keinesfalls so, als wären die Leipziger Verantwortlichen sehenden Auges in diese Problematik hineingeraten. Dass es nach den Abgängen von Schick und allen voran natürlich Timo Werner Zugänge im Sturm braucht, wurde sehr wohl erkannt. So investierte Leipzig unter anderem 20 Millionen Euro in den Norweger Alexander Sörloth, der in der vergangenen Saison mit 24 Toren in 34 Spielen immerhin Torschützenkönig in der Türkei wurde. Von diesem Torinstinkt ist, seit er das Trikot der Sachsen trägt, allerdings nichts zu erkennen, wie Kai resümiert: „Der Norweger erzielte in 19 Einsätzen erst ein einziges Tor. Er wirkt zwar zunehmend besser eingebunden in die Abläufe auf dem Platz, vergibt seine wenigen Chancen auf fast schon tragisch-komische Art und Weise. Hier an einen späten Durchbruch zu glauben, fällt mir zusehends schwer.“

Die fehlende Breite als Vorteil für Hertha?

Doch Sörloth ist nicht der einzige Neuzugang, der bislang nicht zu überzeugen weiß. Generell lässt sich konstatieren, dass die angedachten Verstärkungen dieser Bezeichnung aktuell noch nicht gerecht werden. So fasst Kai zusammen, dass „weder im letzten Bundesliga-Spiel gegen Augsburg noch gegen Liverpool in der Champions League einer der Neuzugänge in der Startaufstellung stand. Sowohl Hwang mit ganzen 142 Einsatzminuten als auch Samardzic (177). Kluivert (344) und Henrichs (344) konnten bisher aufgrund von Verletzungen in besonderer Weise auf sich aufmerksam machen. Abschreiben würde ich deshalb aber noch keinen der vier.“

Zumindest für den kommenden Spieltag zeichnet sich also nicht ab, dass einer der Neuzugänge seinen großen Durchbruch erleben wird. Nach dem kraftraubenden Spiel gegen Liverpool am Dienstag könnte hierin ein kleiner Hoffnungsschimmer für Hertha bestehen, da Nagelsmann zumindest auf ein paar Positionen wird rotieren müssen.

Leipzigs Dominanz = Herthas Chance?

Während sich Leipzig also erst ab Mittwoch intensiv in der Trainingsarbeit mit Hertha beschäftigt haben dürfte, konnte Pal Dardai die gesamte Woche mit dem Fokus auf das Team von Julian Nagelsmann ausrichten. Nimmt man die bisherigen Partien gegen Frankfurt, Bayern und Stuttgart als Schablone, könnte den Berlinern Leipzig sogar liegen. Während gegen Stuttgart, die nicht gerade bekannt dafür sind, das Spiel selbst zu machen, nach vorne lange wenig bis gar nichts zustandekam, gelang es Hertha gegen Frankfurt und Bayern, als man sich auf das von Dardai forcierte Umschaltspiel konzentrieren konnte, immer wieder, sich gefährlich vor das Tor zu kombinieren.

Da Hertha auch gegen Leipzig nicht in die Verlegenheit kommen wird, allzu oft aus eigenem Ballbesitz heraus etwas zu kreieren, könnte dies eine Chance für das Team von Pal Dardai sein. So oder so – Punkte müssen schleunigst her.

Quelle Titelbild: Photo by Odd Andersen – AFP via Getty Images

Podcast #116 Ahahohe

Podcast #116 Ahahohe

Thema dieser Folge sind das Spiel gegen den Tabellenführer RB Leipzig, die Mitgliederversammlung inklusive der Wahl des Präsidiums bei Hertha BSC und alles weitere Wichtige rund um unseren Lieblingsverein.

Wir wünschen euch ganz viel Spaß mit der Folge und freuen uns über eure Kommentare.

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(Photo by Boris Streubel/Getty Images)