Hertha BSC – SC Freiburg: Drei Thesen

Hertha BSC – SC Freiburg: Drei Thesen

Nach all den Vorkommnissen der letzten zwei Wochen kann man durchaus fast vergessen, dass hier und da auch Fußball gespielt wird bei Hertha BSC. Und mit dem kommenden Gegner aus Freiburg wartet eine nicht gerade einfache Aufgabe. Dabei wären drei Punkte mit Blick auf die Tabelle wichtig, anderenfalls würde man den Anschluss ans Tabellenmittelfeld vorläufig verlieren.

Unsere drei Thesen zum Spiel gegen den SC Freiburg

These 1: Fanszene meldet sich erneut zu Wort

Am liebsten würde man sich rein aufs Sportliche konzentrieren. Doch die Causa Windhorst ist momentan leider einfach zu groß, als dass man darum herumkommen könnte. Ähnliches wird sich auch die aktive Fanszene in der Ostkurve denken. Nachdem bereits im letzten Spiel mehrere Banner und Plakate gegen den (Noch-)Investor präsentiert wurden, dürfte sich das im kommenden Heimspiel wiederholen.

Windhorst Banner

Am Mittwoch bot Lars Windhorst der Vereinsführung von Hertha BSC an, die seit 2019 erworbenen Anteile zurückzukaufen – und das zum damals gezahlten Preis. Eine Forderung, die so grotesk wie unrealistisch ist. Dementsprechend werden die Fans darauf nicht schweigen und den ein oder anderen deutlichen Spruch in Richtung des Mehrheitsanteilseigners äußern.

These 2: Rogel liefert gute Argumente für weitere Einsätze

Nachdem sich Filip Uremovic im vergangenen Spiel gegen die TSG Hoffenheim verletzt hat und zu Pause ausgewechselt werden musste, feierte Neuzugang Agustin Rogel sein Debüt im Herthatrikot. Mittlerweile steht fest, dass Uremovic auch für die nächsten Spiele ausfallen wird. Dementsprechend stelle Sandro Schwarz auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen die Breisgauer klar, dass Rogel starten wird. Der 1,91 m große Uruguayer lieferte in der vergangenen Partie eine mehr als solide Leistung ab. Er wirkte ruhig, konzentriert und abgeklärt, vor Augen bleibt beispielsweise sein starker Zweikampf gegen Georginio Rutter. Gegen die Gäste am Sonntag wird Rogel diese Qualität bestätigen und erneut positiv auffallen. Und damit weitere Argumente für weitere Spielminuten sammeln, selbst nach der Rückkehr von Uremovic.

These 3: Mindestens ein Herthaner feiert seine Torpremiere

Mit bisher lediglich acht Toren stellt Hertha gemeinsam mit dem VfL Bochum die bisher torärmste Offensive der Liga (wenn auch mit einem Spiel weniger). Dies lässt sich unter anderem damit begründen, dass sich bisher nur Dodi Lukebakio, Marco Richter, Suat Serdar und Lucas Tousart in die Torschützenliste eintragen konnte.

Tousart und Lukebakio

Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images

Chidera Ejuke und Wilfried Kanga hingegen warten noch auf ihren ersten Treffer. Beide Spieler haben ihren unbestreitbaren Wert für Herthas Offensivspiel, doch am eigenen Erfolg mangelt es noch. Gegen die Gäste aus Baden-Württemberg erleben wir allerdings eine Torpremiere. Ob das die genannten Offensivspieler oder nicht doch einer der beiden Innenverteidiger nach einem Standard sein werden, überlassen wir eurer Wahl.

Titelbild: Martin Rose/Getty Images

Der Transfersommer von Hertha BSC – Ein Zeugnis für Fredi Bobic

Der Transfersommer von Hertha BSC – Ein Zeugnis für Fredi Bobic

Die Transferphase ist die wahrscheinlich hektischste Zeit im modernen Fußballzirkus. Täglich gibt es neue Gerüchte, ein Rekord nach dem anderen wird pulverisiert und der ein oder andere Lieblingsspieler verlässt unter Umständen den Verein. Auch bei Hertha gab es in diesem Sommer wieder einige Transferaktivitäten, mit die meisten in der Bundesliga. Viel Arbeit also für den Geschäftsführer Sport Fredi Bobic. In diesem Artikel wollen wir ein kleines Fazit zur Transferphase ziehen und dem Manager ein Zeugnis ausstellen.

Vorbemerkungen

Bevor wir komplett einsteigen noch ein paar Anmerkungen: Die Saison ist noch jung und vieles lässt nicht vorhersagen. Daher ist naturgemäß ein gewisser Teil an Spekulation und persönlichen Einschätzungen enthalten. Des Weiteren ist uns bewusst, dass all die folgenden Themenschwerpunkte miteinander verknüpft sind und sie daher nur bedingt einzeln zu betrachten sind. Anzumerken ist des Weiteren, dass dieser Artikel nicht den Anspruchl hat, jeden Transfer zu erwähnen oder zu analysieren. Auch eine tiefergehende Bewertung jeder einzelnen Position findet nicht statt. Ziel ist es, ein Gesamtbild der Transferphase unter verschiedenen Gesichtspunkten zu zeichnen, quasi das „bigger picture“ zu betrachten. Wer eine Auflistung und Bewertung der individuellen Transfers möchte, kann beispielsweise diesen RBB-Artikel lesen.

Trainer

Nicht selten heißt es, dass der Trainer der wichtigste Angestellte im Verein ist. Ein Blick auf Konkurrenten wie Mainz, Köln oder auch Bremen zeigt: ein unveränderter Kader kann je nach Übungsleiter zu völlig unterschiedlichen Leistungen in der Lage sein. Und auch wenn es schlussendlich natürlich immer um das Zusammenspiel sämtlicher Akteure im Klub geht, lässt sich die Bedeutung des Coaches nicht absprechen. Um die Trainer-Entscheidung Bobics nach dem Klassenerhalt einzuordnen, ist ein kurzer Blick auf die vergangene Spielzeit notwendig.

Eine persönliche Niederlage

Nachdem Vereinsikone Pal Dardai in der Saison 2020/21 in einem beeindruckenden Schlussspurt den Klassenerhalt geschafft hatte, erhielt der damalige Trainer (berechtigterweise) viel Dankbarkeit. Sowohl die Fans als auch Verantwortliche bei Hertha wie Arne Friedrich und Werner Gegenbauer stärkten dem Ungarn öffentlich den Rücken. Für den zu diesem Zeitpunkt neuen Sportchef wäre eine Demission des ehemaligen Rekordspielers vermutlich auf starken Gegenwind gestoßen, sodass er zunächst an Dardai festhielt.

hertha

Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images

So wirklich glücklich wurden beide jedoch nie, im November folgte die Entlassung, Nachfolger Korkut war von Anfang an nur als Zwischenlösung geplant. Nach teils desaströsen Auftritten wurde Korkut anschließend von Felix Magath ersetzt. Die mehrmaligen Trainerwechsel bezeichnete Fredi Bobic auf der letzten Mitgliederversammlung als „persönliche Niederlage“.

Trainer mit klarer Philosophie

Nach einem Jahr Eingewöhnungszeit und dem Erarbeiten eines sportlichen Konzepts für den gesamten Verein installierte Bobic in diesem Sommer zum ersten Mal einen Wunschtrainer, der zur langfristigen fußballerischen Entwicklung passen soll. Die Wahl fiel auf Sandro Schwarz , der in seiner bisherigen Laufbahn zunächst in Mainz und anschließend in Russland bei Dinamo Moskau tätig war. Schwarz steht für die Art aktiven und pressing-orientierten Fußball, der in Westend zukünftig auf den Rasen gebracht werden soll. Bei seinen bisherigen Stationen war er dem Vernehmen nach mannschaftsintern extrem beliebt, eine seiner größten Stärken ist die Entwicklung von jungen Spielern.

Mit ihm auf der Bank ist bei Hertha erstmals seit langem ein spielerischer Plan erkennbar, auch wenn nach nunmehr bald drei Monaten Training und bisher sechs Pflichtspielen noch einiges an Arbeit vor ihm liegt. Es besteht jedoch durchaus Hoffnung, dass diese Verpflichtung durch Fredi Bobic den Grundstein für eine solidere Zukunft von Hertha legt und der Weg nach drei Jahren Abstiegskampf sukzessive wieder nach oben geht. Den Beweis, dass Schwarz sich dauerhaft in einer der besten Ligen der Welt durchsetzen kann, muss der vergleichsweise junge Trainer jedoch erst noch erbringen.

Fazit: Fredi Bobic hat mit Sandro Schwarz einen Trainer mit klarer und zum Verein passender Philosophie geholt. Basierend darauf, wie Herthas Standing auf dem Trainermarkt sein dürfte, eine solide und zukunftsfähige Wahl. Note: 2

Hertha-Finanzen

Vor gut drei Jahren investierte Lars Windhorst schrittweise etwa 370 Millionen Euro in den Verein. Dem Unternehmer schwebte damals ein vergleichsweise kurzfristig erfolgender Aufstieg Herthas in das europäische Geschäft vor. Ein paar schlechte Transferentscheidungen sowie eine weltweite Pandemie später ist vom Geld nicht mehr wirklich etwas übrig. Durch einen über die Jahre aufgeblähten Kader und fehlende Einnahmen weist Hertha ein jährliches Defizit wie kaum ein anderer Bundesligist vor. Für den verantwortlichen Geschäftsführer Sport keine angenehme Aufgabe. Alle Angaben beziehen sich auf transfermarkt.de.

Masse statt Klasse bei Hertha-Verkäufen

Nachdem Fredi Bobic bereits im vergangenen Sommer ein Transferplus von gut 20 Millionen Euro sowie einiges an eingespartem Gehalt erzielen konnte war auch dieses Jahr früh klar, dass man deutlich mehr Geld einnehmen muss als ausgegeben werden kann. Erneut legte man Spielern, die gehen wollten, keinen Stein in den Weg und erzielte durch Verkäufe Einnahmen in Höhe von 24 Millionen Euro.

Auffällig ist, dass Hertha kaum einen „großen“ Verkauf abwickelte, sondern sich hauptsächlich auf die pure Masse von Abgängen verließ. Begründen lässt sich das damit, dass nach den letzten Jahren schlichtweg kaum ein Spieler mehr im Kader war, der einen wirklich nennenswerten Marktwert besitzt. Doch auch Verkäufe im niedrigen bis mittleren Segment bei beispielsweise Arne Maier (5 Millionen zu Augsburg), Javairo Dilrosun (4 Millionen zu Feyenoord) oder auch Eduard Löwen (1 Million zu St. Louis) läppern sich und ergeben so die eben genannten Summe von 24 Millionen Euro. Zudem war bei Spielern von Torunarigha oder Ekkelenkamp von Gewinnbeteiligungen bei zukünftigen Weiterverkäufen zu lesen, sodass in den nächsten Jahren der ein oder andere Euro noch einmal folgen könnte.

hertha

Photo by Boris Streubel/Getty Images

Negativ anzumerken ist hingegen, dass auch in diesem Sommer eine nicht unerhebliche Anzahl an Leihen abgeschlossen werden mussten. Neben Luca Wollschläger und Mesut Kesik, die als Jugendspieler jedoch anders zu bewerten ist, stehen Stand jetzt sechs Spieler im nächsten Sommer zunächst wieder bei Hertha im Kader. Vor allem bei Profis wie Santiago Ascacibar (Cremonese) und Omar Alderete (Getafe) hatten viele Fans auf Festverkäufe gehofft, um noch mehr Einnahmen zu generieren. Zu beachten ist dabei jedoch, dass im Zuge der Corona-Pandemie bis auf die Topklubs viele Vereine jeden Euro zweimal umdrehen und daher kaum bereit sind hohe Ablösen zu bezahlen. Und da man die eigenen Spieler auch nicht für den Bruchteil des Marktwertes abgeben möchte, sind Leihen unter dem Gesichtspunkt der eingesparten Gehälter am Ende immer noch sinnvoller, als die stadioneigene Tribüne zu füllen. Doch dazu später mehr.

Ablösefreie und günstige Zugänge

Auf der Zugangsseite legten Herthas Manager und sein Mitarbeiterstab rund um Kaderplaner Dirk Duffner das Hauptaugenmerk auf günstige Verstärkungen. Der einzige Neuzugang, für den man unmittelbar Geld auf den Tisch legen musste, ist Mittelstürmer Wilfried Kanga, der für 4 Millionen Euro aus Bern kam. Offiziell flossen zusätzlich 2 Millionen Euro nach Fürth um Jessic Ngankam „zurückzukaufen“, der nach der letztjährigen Leihe von den Kleeblättern per Kaufoption für 1,5 Millionen Euro fest verpflichtet wurde. Die weiteren Neuzugänge rund um Jonjoe Kenny (Everton) oder Filip Uremovic (Rubin Kazan) kamen zum Nulltarif. Daneben verstärkte man den Kader mit Leihen von Chidera Ejuke (ZSKA Moskau) und Ivan Sunjic (Birmingham).

Außerdem erhielten noch einige Jugendspieler wie Derry Scherhant oder Julian Eitschberger ihre ersten Profiverträge, werden aber sicher zunächst sukzessive an die Bundesliga herangeführt. Unterm Schlussstrich steht damit inklusive Leihgebühren ein Transferplus von etwa 18 Mio Euro, für die klammen Kassen der Blau-Weißen ein willkommener Geldregen.

Verbesserte Gehaltsstruktur bei Hertha

Neben den reinen Transfererlösen ist allerdings ein weiterer Punkt nicht zu vernachlässigen: die Gehälter. In den letzten Jahren von Michael Preetz (auch vor Windhorst) begann Hertha, hohe und zum Teil sehr hohe Gehälter zu zahlen. Ohne die Spieler verurteilen zu wollen, sind die Bezüge von Akteuren wie Davie Selke oder Vladimir Darida in keinem angemessenen Verhältnis zu deren sportlichen Leistung. Von den Deals ab Sommer 2019, allen voran Lucas Tousart und Krzysztof Piatek, ganz zu schweigen. Um mittel- und langfristig finanziell gesunden zu können, ist es unabdingbar, die Gehaltsstruktur wieder zu entschlacken und der aktuellen sportlichen Leistungsfähigkeit anzupassen. Über die Höhe der Gehälter kann natürlich nur spekuliert werden, doch es ist davon auszugehen, dass Hertha nach diesem Sommer Gehaltseinsparungen im zweistelligen Millionenbereich wird verbuchen können.

hertha

Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images

Hierbei helfen natürlich auch die bereits angesprochenen Leihen. Mit Abgängen wie Krzysztof Piatek (Salernitana), Dedryck Boyata (Brügge) und Niklas Stark (Werder Bremen) wird man einige Großverdiener los, wenn auch zum Teil erst einmal nur zeitweilig. Auf der anderen Seite ist davon auszugehen, dass kaum ein Neuzugang mehr als 1,5 bis maximal 2 Millionen Euro verdienen wird. Bezieht man die reine Quantität auf Zu- und Abgangsseite mit ein, ergibt sich eine deutliche Einsparung an Gehältern bei gleichzeitiger Senkung des allgemeinen Gehaltsniveaus.

Fazit: Fredi Bobic konnte ein Transferüberschuss in Höhe von fast 20 Mio Euro erzielen, hat dabei die Gehaltsstruktur weiter korrigiert. Der ein oder andere weitere Festverkauf statt Leihe wäre wünschenswert gewesen, realistisch aber vermutlich kaum umsetzbar. Note: 1-

Problembaustellen und sportliche Qualität

Kommen wir zum „Herzstück“ und der entscheidenden Frage nach jeder Transferphase: Ist der finale Kader qualitativ ausreichend besetzt, um das sportliche Ziel realistisch erreichen zu können? Auch hierbei ist der Blick auf die vergangenen Jahre zwingend mit einzubeziehen. Nach drei Saisons Abstiegskampf ist klar, dass auch die Mannschaft mittlerweile klar zum unteren Bundesligadrittel in Hinblick auf die Qualität gehört. Dementsprechend sollte niemand einen Kader erwarten (dürfen), der in diesem Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben wird.

Neue Außenspieler

Würde man die Fans von Hertha BSC nach der aus ihrer Sicht größten Problembaustelle der letzten Saison fragen, würden viele sicher die Flügelspieler nennen. Nachdem Fredi Bobic im vergangenen Transfersommer von den wenigen nominellen Außenstürmern sogar noch welche abgegeben hatte, mussten alle drei Trainer auf Notlösungen wie Suat Serdar, Vladimir Darida und Jurgen Ekkelenkamp auf diesen Positionen zurückgreifen. Mit der Leihrückkehr von Dodi Lukebakio und der Verpflichtung von Chidera Ejuke konnte man diese eklatante Lücke schließen. Dazu kommen Marco Richter und andere Optionen wie Jessic Ngankam und Myziane Maolida. Und auch auf der rechten Verteidigerposition konnte man den dienstältesten Herthaner, Peter Pekarik, mit der Verpflichtung von Jonjoe Kenny etwas entlasten. Ansonsten wurden so gut wie alle Abgänge positionstreu zumindest quantitativ ersetzt.

Zu nennen ist auf jeden Fall noch die Situation im Tor. Nach dem ungeplanten Quasi-Abgang von Rune Jarstein fehlt ein erfahrener Back-Up Torwart. Für Stammtorhüter Olli Christensen ist der Vertrauensbeweis möglicherweise das richtige Zeichen. Doch es ist auch ein Spiel mit dem Feuer. Sollte der junge Däne ausfallen oder in ein ernsthaftes Formtief fallen ist es fraglich, ob Tjark Ernst (von Bochum gekommen) oder Robert Kwasigroch die Lücke füllen können.

Hertha

Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images

Wacklige Hertha-Defensive

Nachdem die Frage über die ausreichende quantitative Besetzung im Großen und Ganzen positiv beantwortet werden konnte, bleibt jedoch noch offen, ob das auch auf die Qualität zutrifft. Es sei noch einmal der Hinweis auf die Entwicklung der letzten Jahre gegeben, doch am Ende muss Bobic es dennoch schaffen eine Truppe zusammenzustellen, die erfolgreich in der Bundesliga bleiben kann. Neben einem Fortschritt in der grundlegenden sportlichen Entwicklung und Einübung eine neuen, aktiven Spielstils ist der Klassenerhalt auch in diesem Jahr das klare Ziel. Und hieran darf zumindest diskutiert werden.

Gerade in der Defensive gibt es das ein oder andere Fragezeichen. In der Innenverteidigung fehlt der klare Anführer und „sichere Fels in der Brandung“. Auf rechts ist Kenny eine solide Wahl, aber mit ehemaligen Spielern wie Valentino Lazaro oder Mitchell Weiser nicht vergleichbar. Das ehemalige Prunkstück, die diese Position bei Hertha einst war, wartet noch immer auf einen würdigen Nachfolger. In Hinblick auf die linke Verteidigerseite geht man in eine weitere Saison mit Maxi Mittelstädt und Marvin Plattenhardt, die jeweils verschiedene Schwachstellen mitbringen, mit dem aktiven Verteidigen bzw. starken Flanken jedoch durchaus auch positive Aspekte aufs Feld bringen können. Ein Hoffnungsschimmer bei den Außenverteidigern stellen die Eigengewächse Julian Eitschberger und Lukas Ullrich dar, die im Laufe der Saison eventuell die ein oder andere Minute sammeln können.

Auf jeder Position doppelt besetzt

Eine weitere Position auf der es eventuell ebenfalls problematisch werden könnte, ist die des Mittelstürmers. Zwar kann Hertha dort auf eine Vielzahl von Spielern zurückgreifen, doch so hundertprozentig überzeugen kann keiner. Es bleibt abzuwarten, ob sich Wilfried Kanga an die Bundesliga gewöhnen wird und wie die Entwicklung von Nachwuchsspieler Ngankam voranschreitet. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die „Alte Dame“ auf so gut wie jeder Position doppelt besetzt ist. Allein dies war in den vergangenen Jahren nicht unbedingt der Fall.

Des Weiteren sollte zumindest die bestmögliche Stammelf, wie auch immer sie nach persönlicher Präferenz aussieht, definitiv konkurrenzfähig sein. Bei den Back-Up Optionen wird es auf der ein oder anderen Position allerdings durchaus eng. Mit Spielern wie Prince Boateng und Stevan Jovetic hat man jedoch zumindest noch die ein oder andere Möglichkeit, die dem Kader eine gewisse Variabilität gibt, selbst wenn die Altstars beileibe nicht mehr stamm spielen können. Hinzu kommen ein paar vielversprechende Nachwuchsspieler, die in Anbetracht der Konkurrenz durchaus Chancen auf Einsätze haben dürften.

Fazit: Fredi Bobic hat es geschafft, dass der Kader von Hertha für die eigenen Verhältnisse keine eklatanten Baustellen aufweist. Das war vor allem in der letzten Saison noch anders. Qualitativ könnte es an der einen oder anderen Stelle allerdings dünn werden. In Anbetracht der letzten Jahre wäre aber auch ein kleines Wunder nötig gewesen, um auf jeder Position doppelt hochwertig genug besetzt zu sein. Note: 2+

Langfristige Planung bei Hertha

Es heißt ja oft, man solle im „Hier und Jetzt“ leben. Ein in vielerlei Hinsicht sehr weiser Ratschlag, doch man sollte die Zukunft dabei trotzdem nicht komplett aus den Augen verlieren. Und so wollen wir auch bei Hertha einen Blick auf die Situation im nächsten Sommer werfen. In Anbetracht der Kaderplanung ein nicht zu vernachlässigender Teil, der daher bei der Bewertung von Bobic zumindest nicht unerwähnt bleiben sollte.

Leihrückkehrer

Wie bereits angesprochen, musste man auch dieses Jahr auf ein paar Leihen zurückgreifen, um den Kader zu verschlanken sowieso Ausgaben zu reduzieren.  Unter dem finanziellen Aspekt die richtige Entscheidung, sofern Festverkäufe tatsächlich nicht möglich waren. Unter dem Gesichtspunkt der Kaderplanung im nächsten Jahr könnte daraus allerdings das ein oder andere Problem entstehen. Man wird sich, sollten die Kaufoptionen bei Ascacibar, Piatek und Co. nicht gezogen werden, erneut zunächst erst einmal auf Verkäufe kümmern müssen, bevor Neuzugänge präsentiert werden können. Zumindest im defensiven Mittelfeld hat man mit Ivan Sunjic immerhin selbst vorerst nur eine Leihe getätigt, sodass hier keine unmittelbare Überfüllung droht. Und auch Chidera Ejuke, dessen Vertrag bei seinem Stammverein ZSKA Moskau noch bis 2024 läuft, wird Stand jetzt erst einmal wieder weg sein. Wie es mit der sogenannten „Russland-Regel“ weitergeht, ist jedoch noch völlig offen. Fest planen sollte man mit einem Verbleib Ejukes aber bei Weitem nicht.

Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images

Auslaufende Verträge

Ein weiterer Punkt sind die Spieler, deren Verträge bei Hertha im nächsten Sommer enden. Eine jahrlange Achse rund um Vladimir Darida, Peter Pekarik und Davie Selke geht in das letzte Vertragsjahr, auch Stevan Jovetic und Prince Boateng werden nach dem nächsten Sommer mit hoher Wahrscheinlichkeit weg sein. Positiv festzuhalten ist, dass keiner der Genannten unumstrittener Stammspieler oder Leistungsträger ist. Des Weiteren sind einige dieser Verträge wahrscheinlich (zu) hoch dotiert, sodass man ohne Mehrarbeit das Gehaltsbudget weiter entlasten kann. Inwiefern Bobic für diese Situation verantwortlich ist, kann zumindest bezweifelt werden. Weder hat ist er für die Gehälter noch die Vertragsenden verantwortlich, beides fällt in den Verantwortungsbereich von Michael Preetz. In der Bewertung des aktuellen Managers daher tendenziell ein Nullsummenspiel.

Interessant wird es auf der linken Verteidigerposition, wo die Verträge sowohl Mittelstädt als auch Plattenhardt noch nicht verlängert wurden. Mindestens einer von beiden wird über dieses Jahr hinaus wahrscheinlich nicht bei Hertha verbleiben. Mit Blick auf Nachwuchsspieler Ullrich (dessen Vertrag auch ausläuft), dem man eine Perspektive aufzeigen möchte, ein notwendiger Schritt. Hier wartet ein wenig Arbeit auf Fredi Bobic.

Aufgrund des radikalen Umbruchs der letzten Jahre sind die meisten aktuellen Spieler noch recht langfristig an Hertha gebunden. Einzig Dodi Lukebakio wird im nächsten Sommer in sein letztes Vertragsjahr gehen. Wie es mit ihm weitergehen wird, hängt stark von der Leistung des Belgiers in dieser Saison ab. Festhalten lässt sich, dass Bobic seinen großen Umbau mit dem nächsten Sommer vorläufig wird abschließen können. Es wird zu diesem Zeitpunkt kaum einen Spieler von vor seiner Amtszeit verblieben sein, spätestens dann ist er zu 100 Prozent für den Kader verantwortlich. Mit den vorprogrammierten Abgängen wird es automatisch etwas mehr Platz bei Hertha geben, kaum mehr einen Spieler jenseits der 30. Der vorläufige Neustart ist dann wahrscheinlich abgeschlossen, wie es ab diesem Punkt weitergeht wird, hängt auch stark vom Abschneiden in dieser Saison ab. Das Bett für einen, im Vergleich zu den letzten Jahren, relativ gesunden Kader ist jedoch gemacht.

Fazit: Fredi Bobic hat die Weichen für einen komplett neuen Kader gelegt. Ein Selbstläufer wird es allerdings auch im nächsten Sommer nicht. Insbesondere auf der Zugangsseite wird wahrscheinlich einiges an Arbeit zu erledigen sein. Hinzukommen die Leihrückkehrer, für die man neue Abnehmer finden muss. Die auslaufenden Verträge kann man Bobic nicht zugutehalten, da diese nur bedingt in seiner Entscheidung liegen. Note: 2-

Fazit

Ein weiterer wilder Transfersommer liegt hinter Hertha BSC. Für Bobic war es bereits die dritte Transferphase, die unter seiner Verantwortung stand. Im Großen und Ganzen lässt sich ein positives Fazit ziehen. Er hat frühzeitig einen passenden Trainer verpflichtet und einen nicht gerade unbedeutenden finanziellen Überschuss erwirtschaftet, sowohl mit Ablösen als auch gesenkten Gehaltskosten. Über die sportliche Qualität lässt sich streiten, man ist allerdings immerhin auf jeder Position doppelt besetzt. Es gibt ein paar Abstriche in der qualitativen Tiefe des Kaders, in Anbetracht von mehreren Jahren Abstiegskampf am Stück jedoch kaum vermeidbar. Für den nächsten Sommer ist man halbwegs solide aufgestellt, ein allzu großer Ausverkauf wird aller Voraussicht nicht notwendig sein. Negativ zu bewerten sind die erneuten Leihen, da man hier wahrscheinlich wieder Abnehmer wird suchen und sich auf einige Kompromisse hinsichtlich Ablöse einlassen müssen.

Von Bobic wird man erwarten, weitere sportliche Qualität zum kleinen Preis hinzuzufügen, um mittel- und langfristig eine Etablierung in der Bundesliga zu erreichen und den Blick dann eher nach oben als nach unten richten zu können. Für diesen Transfersommer hat der Manager eine sehr solide Arbeit geleistet und sich nach dem verkorksten letzten Jahr ein klein wenig rehabilitiert.

Gesamtnote: 2

Stimmt ihr der Bewertung zu oder seht ihr manche Punkte anders? Kommt gerne auf unseren Discord und diskutiert mit!

[Titelbild: Photo by Martin Rose/Getty Images]

FC Augsburg – Hertha BSC: Drei Thesen

FC Augsburg – Hertha BSC: Drei Thesen

Ein Punkt aus vier Spielen, dazu das Pokalaus. Schaut man sich das reine Ergebnis vom Saisonauftakt der Hertha an, könnte man durchaus von einem klassischen Fehlstart sprechen. Dennoch überwiegen rund um den Verein (noch) die positiven Stimmen, die den Blick eher auf die sportliche Entwicklung und den neuen Fußball richten, als auf die Resultate. Mit dem FC Augsburg kommt nun der erste Ligakonkurrent, gegen den es realistische Chancen auf einen Sieg gibt, doch ein Selbstläufer wird es natürlich keinesfalls.

Unsere drei Thesen zum Spiel in Augsburg

These 1: Plattenhardt darf erneut starten

Während der Sommervorbereitung wurde Herthas Relegationsheld Marvin Plattenhardt von Chefcoach Sandro Schwarz zum Kapitän ernannt. Eine durchaus überraschende Wahl, die unter den Fans mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurde. Doch nicht nur die grundlegende Eignung von „Platte“ für dieses Amt ist zumindest diskussionswürdig. Mit der Entscheidung des Trainers kommt dem Linksverteidiger ein vermeintlicher Stammplatz zu. Denn was nützt ein Kapitän, wenn dieser nicht spielt? Genau das geschah jedoch aus gesundheitlichen Gründen in den Spielen gegen Frankfurt und Gladbach. Mittelstädt rückte in die Startelf und machte seine Sache ordentlich, seine Leistung wurde aufgrund eines groben Schnitzers, der zum Elfmeter für Gladbach führte, jedoch stark geschmälert.

Plattenhardt gegen Augsburg

Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images

Und so durfte Plattendhardt gegen Dortmund wieder von Beginn an starten. Das Ergebnis war eine schwache linke Seite, von der auch die Flanke zum Siegtor der Gäste kam. Würde Schwarz rein nach Leistung aufstellen, ließen sich gute Argumente für eine Rückkehr von Maximilian Mittelstädt finden. Es ist allerdings zu erwarten, dass Marvin Plattenhardt erneut den Vorzug erhalten wird, die Kapitänsbinde ist dabei ein nicht zu vernachlässigender Grund. Sollte er jedoch eine weitere schwache Leistung im kommenden Spiel zeigen, könnte in die Diskussion um die linke Defensivseite bei Hertha neuer Schwung kommen.

These 2: Hertha verdoppelt die bisher geschossenen Tore

Gute Leistung, wenig Ertrag: Was sich über Hertha insgesamt sagen lässt, trifft insbesondere auch auf die Offensivabteilung der Alten Dame zu. Nach den sogenannten „expected Goals“ (grob vereinfacht: Wie viel Tore hätte ein Team basierend auf den Chancen im Normalfall geschossen) müsste Hertha schon vier Tore auf dem Konto haben. In der letztendlich zählenden Realität liegt man bei zwei. Die Anzahl der herausgespielten Chancen, wie der xG-Wert zeigt, ist im Vergleich zu deren Verwertung dabei das kleinere Problem.

Torjubel gegen Frankfurt

Photo by Gerald Matzka/Getty Images

Doch eben diese Chancenverwertung ist dem Trainer in den meisten Fällen kaum anzulasten, da es hier zum Großteil auf die individuelle Klasse der Spieler ankommt. Insbesondere Dodi Lukebakio zeigt sich in der bisherigen Saison äußerst spielfreudig, an seinen Abschlüssen muss er jedoch noch feilen. Dafür legte er in der vergangenen Woche sogar Extraschichten nach dem Training ein. Hertha wird gegen den Fuggerstädter etwas kaltschnäuziger vor dem Tor sein und mindestens zwei Tore erzielen, was das Torkonto der Blau-Weißen damit verdoppelt.

These 3: Ein unterhaltsameres Spiel als gedacht

Bei vielen neutralen Fußballfans dürfte die Paarung „FC Augsburg – Hertha BSC“ wenig Vorfreude auf ein attraktives Spiel wecken. Die Duelle der vergangenen Jahre waren meist uninspiriert, destruktiv geprägt und mit wenig Spielfreude gesegnet. Doch dieses Jahr ist anders. Beide Teams gehen mit komplett neuen fußballerischen Ansätzen in die Saison. Während bei Hertha Gegenpressing mit schnellen, vertikalen Umschaltmomenten im Vordergrund steht, probieren sich die Fuggerstädter unter Enrico Maaßen an Ballbesitzfußball. Hatte man in der vergangenen Saison noch einen durchschnittlichen Ballbesitzanteil von 41,2%, liegt er in dieser Spielzeit schon bei 46,8%. Der Trend ist also zumindest rein statistisch erkennbar. Die zwei Mannschaften wollen somit einen deutlich aktiveren und offensiveren Fußball als in den letzten Jahren spielen, wenn auch mit unterschiedlichen Stilmitteln. Das Duell wird folglich deutlich spannender und unterhaltsamer, als der geneigte Fußballfan es erwartet.

[Titelbild: Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images]

Hertha BSC – Borussia Mönchengladbach: Drei Thesen

Hertha BSC – Borussia Mönchengladbach: Drei Thesen

So langsam aber sicher kommt man in der neuen Saison an, den dritten Spieltag eröffnet unsere „Alte Dame“ heute um 20:30 auswärts bei Borussia Mönchengladbach. Nach dem Pokalaus und der klaren Niederlage im Derby, konnte Hertha BSC gegen Frankfurt eine Leistungssteigerung zeigen. Wird sich der Trend gegen die „Fohlen“ fortsetzen oder kommt doch der Rückfall in alte Muster?

Unsere drei Thesen zum Spiel in Gladbach.

These 1: Marco Richters Kaderrückkehr steht über dem sportlichen Ergebnis

Gut, vielleicht ist die erste These etwas übertrieben, denn am Ende kommt es im Fußball-Business nun mal auf das sportliche Ergebnis an. Doch es wird dennoch deutlich, dass Fußball halt nicht alles ist und Dinge wie die Gesundheit schlussendlich über allem thronen. Und so mag um ca. 22:20 Uhr vermutlich zum Großteil über den Ausgang des Spiels gesprochen werden, doch ein Grund zur Freude wird so oder so bestehen. Dass Marco Richter bereits gut fünf Wochen nach seiner Hodenkrebs-Diagnose wieder im Bundesliga-Kader stehen wird, hätten die meisten sicher nicht gedacht. Umso schöner ist es, dass der deutsche U-Nationalspieler seine Krankheit anscheinend so gut überstanden hat.

Wir freuen uns, dass du zurück bist, Marco!

Marco Richter

Photo by Stuart Franklin/Getty Images

These 2: Wilfried Kanga feiert seine erste Torbeteiligung

Bereits in seinen ersten Minuten gegen Union nach Einwechslung zeigte der aus Bern gekommenen Angreifer, dass er Hertha weiterhelfen kann. Mit seinem robust gebauten Körper dient Kanga als Zielspieler, der lange Bälle verarbeiten und weitergeben kann. Gleichzeitig strahlt er durch Tiefenläufe und ständige Aktivität eine gewisse Torgefahr aus. Gegen Frankfurt durfte er daher von Beginn an spielen und schoss beinahe direkt sein erstes Tor im Hertha-Dress. Heute wird er etwas mehr Glück haben und im dritten Spiel seinen ersten Scorerpunkt erzielen, ob als Tor oder Vorlage lassen wir an dieser Stelle offen.

These 3: Hertha erkämpft sich ein Remis

Der heutige Gegner aus Mönchengladbach ist mit vier Punkten aus zwei Spielen sehr ordentlich in die Saison gestartet. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass man gegen Hoffenheim ca. 70 Minuten in Überzahl war und sich gegen Aufsteiger Schalke 04 durchaus schwertat. Unter Neu-Trainer Daniel Farke will man zum früher gepflegten Ballbesitzfußball zurückkehren, der Kader ist zum überwiegenden Großteil der gleiche wie letztes Jahr. Hertha hingegen möchte seit dieser Saison pressingorientierten Fußball spielen, es treffen also zwei sehr unterschiedliche Spielsysteme aufeinander. Sollten die blau-weißen Gäste die Leistung von Frankfurt bestätigen, ist durchaus ein Punkt drin, da man die „Fohlen“ sicher das ein oder andere Mal im Spielaufbau empfindlich stören und somit selbst gefährlich werden kann.

[Titelbild: Frederic Scheidemann/Getty Images]

Hertha BSC – Eintracht Braunschweig: Drei Thesen

Hertha BSC – Eintracht Braunschweig: Drei Thesen

Endlich geht sie los, die neue Pflichtspielsaison. Startschuss ist traditionell die 1. Runde des DFB-Pokals, in der Hertha nach Braunschweig zur Eintracht fährt. Der Kader weist noch die ein oder andere Baustelle auf, insbesondere auf der Abgangsseite muss definitiv noch etwas passieren. Doch der Pflichtspielauftakt kümmert sich recht wenig um die Transferpläne von Fredi Bobic, daher kommen hier unsere ersten drei Thesen der Saison.

These 1: Der Schwarz-Fußball wird erkennbar, aber unausgereift sein

Mit der ersten These haben wir es uns ehrlicherweise sehr einfach gemacht. Der neue Chefcoach Sandro Schwarz ist mit der klaren Aufgabenstellung nach Berlin gekommen, die Art des Fußballspielens bei Hertha einmal komplett umzukrempeln. Statt defensiv abwartendem Fußball ist für die Zukunft eine pressing-orientierte und aktive Spielweise gefragt. Eine Systemumstellung, an die sich viele Akteure der Blau-Weißen erst noch gewöhnen müssen, insbesondere was das direkte und vertikale Umschaltspiel angeht.

Sandro Schwarz

Photo by Cameron Smith/Getty Images

In den Testspielen ließ sich die Herangehensweise bereits gut erkennen, doch gerade defensiv stimmte vieles noch nicht. Es ist daher davon auszugehen, dass man auch gegen Braunschweig sieht, wie Hertha in Zukunft auftreten will. Die Unsicherheiten werden jedoch noch vergleichsweise ausgeprägt vorhanden sein.

These 2: Derry Scherhant bekommt Spielminuten

Klassischerweise fahren jeden Sommer ein paar hoffnungsvolle Nachwuchstalente mit ins Trainingslager. Einer von ihnen war in diesem Jahr der 19-jährige Derry Scherhant, welcher erst vor zwei Jahren zu Hertha stieß. Für einen Nachwuchskicker in der Akademie der Alten Dame eine durchaus ungewöhnliche Entwicklung. Scherhant trumpfte insbesondere in der Rückrunde unter Ante Covic bei Herthas U23 ordentlich auf, kam vergangene Saison auf 24 Torbeteiligungen in 34 Spielen.

Während der Sommervorbereitung kam der Stürmer auf vergleichsweise viele Einsatzminuten, erzielte gegen Nottingham das einzige Tor für die Berliner. Insofern wäre es nicht verwunderlich, wenn Scherhant sich das Privileg verdient haben sollte, mit nach Niedersachsen zu fahren und je nach Spielverlauf eventuell sogar auf seine ersten paar Minuten im DFB-Pokal zu kommen.

These 3: Hertha gewinnt das „Best of 3“

Für den Hauptstadtklub, der in dieser Woche sein 130-jähriges Bestehen feiert, ist der Gegner kein Unbekannter. Bereits 2018 und 2020 traf man in der ersten Runde des Pokals auf Braunschweig. Während Hertha vor vier Jahren unter anderem dank eines äußerst sehenswerten direkten Volleys von Neu-Kapitän Marvin Plattenhardt mit 1:2 gewinnen konnte, verlor man in der vorletzten Saison in einem spektakulären Spiel mit 5:4. Ex-Unioner Martin Kobylanski besiegelte mit einem Dreierpack das frühe Ausschneiden der blau-weißen Gäste, spielt mittlerweile aber bei 1860 München.

Kobylanski

Photo by Martin Rose/Getty Images

Nun folgt also das dritte Spiel innerhalb von fünf Jahren und wahrscheinlich wird es kein schönes. Hertha wird sich trotz defensiver Unsicherheiten am Ende jedoch aufgrund des Qualitätsunterschieds in den Kadern knapp durchsetzen. Und damit das gestreckte „Best of 3“ gewinnen.

[Titelbild: ANDERSEN/AFP via Getty Images]