Podcast #167 Das Dardai’sche Kuriosum

Podcast #167 Das Dardai’sche Kuriosum

Wir besprechen das Unentschieden gegen Leverkusen. Aber eigentlich ist es eine Hertha News Folge. Es gab sehr viele Themen, die wir für euch in dieser Woche aufarbeiten. 

Wir wünschen euch viel Spaß und freuen uns über eure Kommentare.

Teilt den Podcast gerne mit euren Freund*innen, der Familie oder Bekannten. Wir freuen uns über alle Hörer*innen.

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

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Herthaner im Fokus: Unnötiges Unentschieden zu Hause gegen Leverkusen

Herthaner im Fokus: Unnötiges Unentschieden zu Hause gegen Leverkusen

Hertha BSC lieferte Bayer Leverkusen über 90 Minuten auf einem abgenutzten Rasen einen guten Kampf und war über weite Phasen auch die bessere Mannschaft. Man ging in Führung, verpasste es dann aber nachzulegen. So erzielte Leverkusen in der 90. Spielminute per Standardsituation noch den bitteren Ausgleich.

Wir blicken auf die individuellen Leistungen einiger Herthaner bei der ersten Punkteteilung der Saison.

Stefan Jovetic – Stürmerproblem gelöst?

Davie Selke war bisher zwar sehr engagiert, aber sonst eher erfolglos. Ähnliches gilt für Krzysztof Piatek, der in einigen Spielen kaum zu sehen war, und Ishak Belfodil. Bleibt noch Stefan Jovetic, der sich nun gegen Leverkusen beweisen durfte und sich als Spielertyp von seinen Konkurrenten unterscheidet.

Die Ausgangssituation für die Stürmer bei Hertha im aktuellen Spielsystem ist nicht gerade einfach. Häufig besteht aufgrund der defensiven Positionierung eine große Entfernung zum gegnerischen Tor, es wird viel Wert auf die Arbeit gegen den Ball gelegt und insgesamt bekommen die Stürmer nur wenige Ballkontakte in Strafraumnähe (ligaweit die wenigsten).

Stefan Jovetic konnte trotz dieser schwierigen Ausgangslage mit einer guten Leistung überzeugen. Gleich die erste Torannäherung in der siebten Minute initiierte er mit einem Weitschuss. In der sonst recht chancenarmen ersten Hälfte konnte er sich aber auch ohne direkte Torgefahr auszustrahlen, immer wieder am Spiel beteiligen. Häufig ließ er sich etwas fallen und bot eine weitere Anspielstation im Spielaufbau, nahm am Kombinationsspiel teil oder ermöglichte mit seiner guten Technik Steil-Klatsch-Kombinationen. Elemente, mit denen seine Konkurrenten im Sturm nicht unbedingt punkten können.

hertha leverkusen
(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Den größten Eindruck konnte er aber mit seinem Tor hinterlassen. In der 42. Minuten verarbeitete er einen Ball an der Strafraumgrenze gut, schloss dann herausragend aus der Drehung ab und erzielte ein Traumtor. Der Ball schlug im Toreck ein und Pal Dardais Matchplan schien vorerst aufzugehen. Die Fans im Olympiastadion jubelten und man schoss, wie so häufig in dieser Saison, ein Tor nach einer tollen Einzelleistung.

Einziger Kritikpunkt ist die Entscheidungsfindung in einigen Umschaltmomenten. Teilweise entschied sich Jovetic gegen den Pass zum Mitspieler und versuchte sich lieber an einem Weitschuss. Auch die Laufwege ohne Ball waren noch ausbaufähig. Darüber hinaus hätte er in der 55. Minute mit mehr Ruhe am Ball auch das 2:0 nachlegen können.

Insgesamt lieferte Jovetic aber eine gute Leistung ab und erzielte mit nur insgesamt drei Ballberührungen im gegnerischen Strafraum über das ganze Spiel seinen zweiten Saisontreffer in der Bundesliga und hat nun mit rund 0,6 Toren pro 90 Minuten den besten Torschnitt unter den Stürmern bei Hertha.

Die linke Seite – Früher Konkurrenz, heute gute Teamarbeit

Über Jahre lauteten die Optionen für die Linksverteidigerposition Marvin Plattenhardt oder Maximilian Mittelstädt. Abwechselnd hatte mal der eine, dann der andere die Nase vorn. Keiner konnte sich aber dauerhaft durchsetzen. Nun spielen in dieser Saison regelmäßig beide gemeinsam auf der linken Seite. Mittelstädt auf der offensiveren Position auf der Außenbahn, Plattenhardt dahinter.

Beiden Spielern scheint sowohl ihre Rolle als auch das System entgegenzukommen. So zeigte bei beiden die Leistungskurve zuletzt wieder nach oben. Auch gegen Leverkusen lieferte das Duo eine gute Leistung ab. Vor dem Spiel konnte man sich die Frage stellen, wie man das Tempo der Leverkusener Flügelspieler Moussa Diaby und Jeremie Frimpong in den Griff bekommen möchte. Rückblickend war Diaby nahezu unsichtbar, was auch an der guten Defensivleistung von Plattenhardt und Mittelstädt lag. Beide verteidigten diszipliniert und doppelten stets die Leverkusener Spieler. So konnte Diaby kein einziges seiner Dribblings erfolgreich gestalten, während Mittelstädt und Plattenhardt jeweils die Mehrheit ihrer Zweikämpfe für sich entscheiden konnten.

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Besonders Mittelstädt lieferte eine gute Leistung und gewann insgesamt die meisten Zweikämpfe auf dem Feld (18). In der Luft verlor er kein einziges seiner sieben Duelle. Mit genau so einem gewonnenen Luftzweikampf bereitete er auch das Tor von Jovetic vor. Zusätzlich legte er noch zwei weitere Schüsse auf und beteiligte sich intensiv am Mittelfeldpressing. Die gute Arbeit gegen den Ball wird auch der Grund gewesen sein, warum Mittelstädt an Stelle seines Konkurrenten Myziane Maolida aufgestellt wurde. Mit Ball muss Mittelstädt besonders im letzten Drittel noch entschlossener und abgeklärter werden. Auch muss er den Zug zum Tor erhöhen, selbst wenn er bei seinen letzten fünf Einsätzen nun bereits schon drei Vorlagen beisteuern konnte.

Insgesamt hat sich Herthas linke Seite in dieser Konstellation, passend zur aktuellen Entwicklung, sehr stabilisiert, ohne spielerisch zu glänzen – sehr passend zum Dardai-Stil.

Niklas Stark – Abwehrchef auf Abruf

Gegen Hoffenheim wurde der Kapitän Dedryck Boyata für ein unglückliches Foul mit Rot bestraft und für drei Spiele gesperrt. So musste sich die Abwehr der Hertha für das Spiel gegen Leverkusen erneut neu formieren. Stark blieb, nahm jedoch die Rolle des zuletzt stabilen Boyata ein. Seine gute Leistung gegen Leverkusen war einer der Gründe für den Fortbestand der defensiven Stabilität.

Im Spiel gegen den Ball lieferte Niklas Stark über 90 Minuten eine fehlerfreie Leistung ab und konnte teilweise sogar mit einigen wirklich starken Szenen überzeugen. In der 68. Minute vereitelte er zum Beispiel mit einer starken Grätsche eine Chance, bei der der Leverkusener sonst frei vor Schwolow zum Abschluss gekommen wäre. Das gute Stellungsspiel und höchste Konzentration im Abwehrverhalten (zwölf Ballsicherungen und sechs klärenden Aktionen von Niklas Stark) waren die Grundlage für eine gute Defensivleistung. So kam Leverkusen über das gesamte Spiel nur zu acht Abschlüssen.

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Ebenfalls beeindruckend war die Leistung von Stark im Spiel gegen den Ball. Dazu ein paar Zahlen aus dem Statistikbereich: 58/69 Pässe angekommen, 20/25 lange Bälle angekommen, nur ein Fehlpass in der zweiten Halbzeit, vier progressive Pässe, zwei schusserzeugende Aktionen und ein angekommener „throughball“ – ein Pass, der alle Gegenspieler überspielt, sodass der angespielte Mitspieler allein vor dem Torwart steht.

Das sind Zahlen, die sonst nur Marton Dardai, der mit Niklas Stark ein gegen Leverkusen ein spielstarkes Innenverteidigerduo bildete, bei Hertha erreicht. Spielerisch eine wirklich gute Leistung, die man von Niklas Stark nicht unbedingt immer so gewohnt ist. Besonders der angesprochene Pass zu Beginn der zweiten Hälfte, als Stark aus dem Stand einen punktgenauen Pass hinter die Leverkusener Kette spielte, stach heraus. Hätte Stefan Jovetic etwas weniger überhastet abgeschlossen, wäre dies eine Großchance auf das 2:0 gewesen.

Insgesamt sorgte Niklas Stark zusammen mit Marton Dardai dafür, dass man deutlich weniger Probleme mit dem Gegnerdruck im Spielaufbau hatte und selbst besser spielerisch in die gegnerische Hälfte kam. Möchte man die spielerische Entwicklung weitertreiben, könnte das auch künftig das favorisierte Duo in der Innenverteidigung sein.

Fazit

Trotz des bitteren und äußerst unnötigen Ausgleiches von Leverkusen in der 90. Minute kann man durchaus positiv auf das Spiel blicken. Nach der eher schwächeren Leistung gegen Hoffenheim konnte man sich die Frage stellen, ob die kurze Phase der Stabilität schon wieder vorbei ist. Nach diesem Spiel muss man dies definitiv verneinen. Defensiv stimmen die Automatismen und auch die Einstellung passt. Gegen den Ball kommt man über das Kollektiv, mit Ball ist man weiterhin von Einzelspielern abhängig. Verbessert man sich weiter im Umschaltspiel und findet mehr Lösungen für den eigenen Ballbesitz, kann das Ziel einer „Saison der Stabilität“ erfüllt werden.

[Titelbild: Boris Streubel/Getty Images]

Hertha BSC – Leverkusen: November-Blues oder Überraschungserfolg?

Hertha BSC – Leverkusen: November-Blues oder Überraschungserfolg?

Die Fahrt nach Sinsheim am vergangenen Freitag war eine zum Vergessen. Denn neben dem Spiel selbst verlor man auch Kapitän Boyata, der von der DFL für drei Spiele aus dem Verkehr gezogen wurde. Insbesondere aufgrund der zuletzt wieder stark gestiegenen Form des Belgiers schmerzt dieser Ausfall. Ebenso schmerzhaft ist der Blick auf die prognostizierte Zuschaueranzahl vor dem anstehenden Spiel mit Leverkusen. So rechnet Hertha laut eigener Aussage mit 20.000 Zuschauern, gleichwohl nach dem letzten Beschluss des Senats 37.500 Personen zugelassen wären. Über die Gründe zu spekulieren, ist an dieser Stelle müßig. Tatsache ist, dass ein Hexenkessel nicht erwartet werden darf. Hoffnung macht indes, dass nicht nur Hertha aktuell an der einen oder anderen Front mit Problemen zu kämpfen hat. Auch der kommende Gegner ist von der guten Laune, die noch vor ein paar Wochen herrschte, inzwischen ein ganzes Stück entfernt.

Zusammen mit Timo vom Bayer 04 Blog werfen wir einen Blick auf die Situation in Leverkusen und beleuchten die Gründe für die jüngste Ergebniskrise.

Der Nächste bitte

Seoanes Fußball passt ins Anforderungsprofil von Leverkusen. (Foto: Fran Santiago/Getty Images)

Der zurückliegende Sommer war erneut ein Beweis dafür, dass, wer Planungssicherheit und langfristige Jobperspektiven anstrebt, als Cheftrainer in der Fußball-Bundesliga denkbar schlecht aufgehoben ist. Ganze acht Mannschaften wechselten nach der letzten Spielzeit ihren Übungsleiter. Eine davon war auch Leverkusen, die sich – auch das ist in den letzten Jahren zum Trend unter den Bundesligisten geworden – in der Schweiz bedienten. Nach drei Meisterschaften in Serie mit den Young Boys Bern hat sich der vielumworbene Gerardo Seoane für einen Umzug an den Rhein entschieden.

Was die Verantwortlichen unter anderem überzeugt haben dürfte, ist Seoanes klare Spielidee, die Timo folgendermaßen zusammenfasst: „Seoane steht für attraktiven, offensiven Fußball, sonst würde er auch nicht zur Leverkusener DNA passen. Sein Anspruch ist es aber, in der Herangehensweise flexibler zu sein, womit er sich von einigen seiner Vorgänger unterscheidet. Gut beobachten lässt sich dies in der Anfangsphase, wo Leverkusen ein sehr intensives, aggressives Pressing spielt und damit auch sehr erfolgreich ist, denn keine Bundesligamannschaft erzielte mehr Tore in der Anfangsviertelstunde. Oftmals mit einer Führung im Rücken lässt die Mannschaft es dann ruhiger angehen, steht tiefer und baut auf die schnellen Flügelspieler und den Umschaltmoment.“

Diese Methode hat insbesondere in der Frühphase der Saison gefruchtet, als man aus den ersten sieben Spielen 16 Punkte holte und unter anderem Borussia Mönchengladbach mit 4:0 überrollte. In der Folge begann jedoch auch die Kehrseite der Medaille hervor zu blitzen: „Aber es gibt auch noch einige Spielsituationen auf die scheinbar eine Antwort fehlt. Um eine flexible Mannschaft zu sein, reicht es nicht, zwei Herangehensweisen gut zu beherrschen. Gegen den 1. FC Köln ließ sich beispielsweise beobachten, dass kein vernünftiges Ballbesitzspiel gelingt, um ein Ergebnis auch mal herunterzuspielen, insbesondere wenn der Gegner einen durch eigenes Pressing mal selbst unter Druck setzt. Zu Beginn der zweiten Halbzeit gegen Wolfsburg war Bayer von deren Umstellung überfordert und fand darauf keine Antwort. Solche Beispiele lassen sich vielfach finden.“

Es war einmal ein Bayernjäger

Zuletzt müsste Leverkusen schmerzhafte Rückschläge hinnehmen – unter anderem beim Pokalaus gegen den KSC (Foto: Joosep Martinson/Getty Images)

Die angesprochene Kehrseite wurde dabei insbesondere an den drei jüngsten Spieltagen deutlich. Nach Spieltag 7 war man noch punktgleich mit dem Primus aus München. Es folgte das direkte Aufeinandertreffen und der kurze Funken Hoffnung, durch Leverkusens Zutun vielleicht zumindest für ein paar Wochen die Illusion von so etwas wie Spannung an der Tabellenspitze erleben zu dürfen. 37 Minuten dauerte es, bis die Bayern 5:0 in Leverkusen führten und damit jenen naiven Gedanken mit Anlauf zunichtemachten.

Und nicht nur mit der vermeidlichen Spannung der Liga, sondern auch mit Leverkusen selbst scheint diese Klatsche etwas gemacht zu haben: Auch die nächsten beiden Bundesligaspiele verliefen mit einem 2:2 in Köln nach 2:0-Führung und einem 0:2 gegen Wolfsburg enttäuschend. Dazu schied man vor anderthalb Wochen zu allem Überfluss auch noch gegen den Karlsruher SC im DFB-Pokal aus.

Für Timo ist die jüngste Niederlagenserie „in ihrer Deutlichkeit und in ihrem Ausmaß schon überraschend, in den einzelnen Ursachen weniger. Zuletzt kamen viele Probleme zusammen, die einzeln betrachtet zuvor aber schon erkennbar waren. Dazu zählen u.a. defensive Abstimmungsprobleme, verstärkt dadurch, dass in der Vierkette, noch stärker aber im Mittelfeld, oftmals verschiedene Spieler in verschiedensten Kombinationen zusammengespielt haben. Offensiv hatte Leverkusen zu Beginn eine überragende Effizienz, da war klar, dass sich dies irgendwann wieder normalisieren würde. Nun ist sie allerdings zuletzt gleich ins komplette Gegenteil umgeschlagen, die Verletzung von Patrik Schick kommt nun erschwerend dazu.“

Zumindest im letzten Spiel – Leverkusen trat unter der Woche in der Europa League gegen Betis Sevilla an – gelang es ganz gut, das Fehlen von Stürmerstar Schick zu kompensieren. Mit 4:0 feierte Leverkusen einen deutlichen Sieg, der laut Timo nun dazu dienen muss, der zuletzt verunsicherten Mannschaft wieder mehr Ruhe zu geben.

Mit (fast) voller Mannstärke in den Sonntag

Hertha muss dementsprechend also darauf hoffen, dass die Leverkusener Medaille am Sonntag auf die richtige Seite fällt. Während das Team dabei – wie eingangs erläutert – nur zu einem überschaubaren Teil auf die Unterstützung von den Rängen zählen kann, gibt zumindest die personelle Situation Grund zur Zuversicht. Neben dem langzeitverletzten Lukas Klünter und dem gesperrten Boyata kann Pal Dardai auf all seine Spieler zurückgreifen. Vielleicht kann Hertha also dem drohenden November-Blues trotzen und erstmals ein Team aus den Champions League-Rängen Punkte abknüpfen.

*Titelbild: Maja Hitij/Getty Images