Herthaner im Fokus: Hertha BSC – Fortuna Düsseldorf

Herthaner im Fokus: Hertha BSC – Fortuna Düsseldorf

Drei Siege infolge – das gab es für Hertha BSC zuletzt zwischen dem ersten und dritten Spieltag der Saison 2016/17. Und was das für ein Sieg am Freitagabend gegen Fortuna Düsseldorf war: die Berliner Fans sahen im Olympiastadion das bislang beste Saisonspiel ihrer Mannschaft, die zwar drei Tore schoss, mit insgesamt 17 Schüssen jedoch Chancen für ein weitaus höheres Ergebnis hatte. Dies resultierte aus einem attraktiven Ballbesitzspiel, sauberer Defensivarbeit und auffällig großem Aufwand seitens der Blau-Weißen. Nach langer Zeit ist der Herthaner wieder voll des Lobes – so fällt auch diese Ausgabe der Einzelkritik aus.

Per Skjelbred – Mister Stabilität

“Ich soll Balance in unser Spiel bringen, zwischen Offensive und Defensive. Meine Hauptaufgaben sind mehr Kontrolle und die Defensivarbeit”, beschrieb Per Skjelbred seine aktuelle Rolle in der Mannschaft. Diese Funktion macht den Norweger seit nun ein paar Spielen unentbehrlich für die Mannschaft und Trainer Ante Covic – gegen Düsseldorf gelang “Schelle” sein wohl bester Auftritt seit langer Zeit.


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Foto: Thomas F. Starke/Bongarts/Getty Images

“Der Ansatz war, einen Spieler mehr im Aufbauspiel zu haben, damit wir flach rauskommen, ohne permanent den Torwart einbeziehen zu müssen“, erklärte Covic nach der Partie dem Tagesspiegel. „Wir hatten viele gute Passagen aus dem hinteren Bereich, ohne lange Bälle spielen zu müssen.“ Der Berliner Coach ließ Skjelbred eine besondere Rolle im Ballbesitzspiel zukommen. Der 32-Jährige agierte als Libero, schob sich im Spielaufbau stets zwischen die beiden Innenverteidiger, Niklas Stark und Dedryck Boyata, um so mehr Anspielstationen zu schaffen und das Spiel zu verbreitern. War Skjelbred am Ball, konnten die Innenverteidiger weiter rausrücken, sodass Herthas Flügelspieler noch weiter noch vorne stießen – dadurch ergab sich eine sehr dynamische Spieleröffnung, die durch Skjelbreds Ruhe am Ball und Passsicherheit getragen wurde. Niemand auf dem Feld war öfter am Ball als Herthas Nummer drei (76 Mal), niemand spielte mehr Pässe (63) – allein diese Werte zeigen, welch große Bedeutung Skjelbred für das Spiel hatte. Dass der defensive Mittelfeldspieler dann auch noch eine 97%ige Passquote und zwölf Ballsicherungen verbucht, ist pure Klasse.

Hinzu kommt die gewohnt starke Arbeit gegen den Ball. Skjelbred spulte nach Vladimir Darida mal wieder die besten Laufwerte aller Herthaner ab, lief knapp zwölf Kilometer und zog 84 intensive Läufe an. Dieses Pensum erlaubte Skjelbred eine ungeheure Dominanz im Mittelfeld, das er zusammen mit Marko Grujic beherrschte. Nahezu kein Umschaltmoment seitens der Düsseldorfer konnte erfolgreich durch die Mitte ausgespielt werden, da Skjelbred und Grujic diesen durch intelligentes Positionsspiel und Zweikampfverhalten im Keim erstickten. Skjelbred war über 90 Minuten hellwach, gewann Zweikampf um Zweikampf und verarbeitete den Ballgewinn sauber in den eigenen Reihen. Aufgrund seiner Leistung war Hertha am Freitagabend so erdrückend dominierend, sowohl mit als auch gegen den Ball. Seine vielleicht auffälligste Szene hatte Skjelbred vor dem 1:1-Ausgleichstreffer in der 36. Minute: er eroberte einen Düsseldorfer Fehlpass, rannte mitsamt Ball weit in die gegnerische Hälfte, um so Fortuna-Spieler an sich zu binden und dann den freistehenden Marius Wolf anzuspielen, der Ibisevic zum Tor bediente.

Es ist beeindruckend, wie Skjelbred innerhalb von ein paar Wochen vom Bankdrücker zum Leistungsträger geworden ist. Er bringt große Stabilität in das Spiel seiner Mannschaft, ist eine echte Stütze und in dieser Form nicht aus der Mannschaft herauszudenken.

Marko Grujic – mehr Regisseur als Hauptrolle

Gegen Düsseldorf glänzten Spieler wie Wolf, Dilrosun, Darida oder Ibisevic. Einer, der sich hingegen im Hintergrund aufhielt, war Marko Grujic. Der 23-Jährige gehörte in den vergangenen Wochen zu den Spielern, die sich im Formtief befinden. Indem er sein Spiel umstellte, zeigte der Serbe gegen Düsseldorf jedoch still und leise seine bislang beste Saisonleistung.

Foto: Matthias Kern/Bongarts/Getty Images

Das hatte vor allem mit seinem Aufgabenbereich am Freitagabend zu tun. Grujic, normalerweise ein Box-to-Box-Player, also jemand, der das gesamte Feld beackert und sowohl offensiv als auch defensiv die besonderen Momente sucht, agierte gegen die Fortuna als absoluter Fixpunkt im zentralen Mittelfeld. Nach Skjelbred war die Liverpooler Leihgabe am öftesten am Ball (73 Mal) und spielte die drittmeisten Pässe (50). Bei nahezu jedem Angriff diente Grujic als Übergangsstation zwischen eigener Hälfte und letztem Angriffsdrittel. Sei es durch sehenswerte Dribblings (fünf erfolgreiche – Bestwert zusammen mit Wolf), mit denen er tief in Düsseldorfer Hälfte vorstieß oder präzise gespielte Pässe in Lücken oder als Seitenverlagerungen. Insgesamt 90% der Zuspiel von Berlins Nummer 15 kamen, 83% fanden in der gegnerischen Hälfte ihr Ziel – jeweils sehr starke Zahlen. Da sich Skjelbred bei eigenem Ballbesitz sehr tief fallen ließ und Darida weit nach vorne drückte, war Grujic oftmals alleine im zentralen Mittelfeld, doch aufgrund seiner enormen Ballsicherheit und gutem Passspiel war das gar kein Problem. Vielmehr war es so, dass der großgewachsene Zentrumsspieler selbst gegen mehrere Gegenspieler seelenruhig das Spiel aufzog (sechs Ballsicherungen) und so eine sichtbare Tiefe wie Breite kreierte. Grujic konzentriert sich also eher auf die unspektakuläreren aber mindestens ebenso wichtigen Aufgaben eines zentralen Mittelfeldspielers und ließ dadurch andere im Rampenlicht stehen. Es gab kaum Läufe in den Strafraum oder Abschlüsse, die man Grujic gewohnt ist, dafür aber ein wirklich intelligentes Aufbau- und Positionsspiel.

Letzteres bewies Grujic auch gegen den Ball. Wie bereits erwähnt, fungierten er und Skjelbred bei Düsseldorfer Konterversuchen als Berliner Türsteher und jeder, der in der Hauptstadt schon einmal feiern war, weiß, wie hart es sein kann, an solchen vorbeizukommen. So war Grujic kaum zu überwinden, gewann zehn seiner 16 Zweikämpfe und klärte vier Situationen. Hinzu kommen clever eingestreute Fouls, die Düsseldorf den Spielfluss nahmen. Dafür nahm Grujic ein beachtliches Laufpensum auf sich und riss 11,6 Kilometer ab. Zwar verzeichnete er am Freitag nicht eine Glanzszene nach der anderen, jedoch war er eminent wichtig für das die Mannschaft und ließ andere Spieler im Rampenlicht stehen.

Dodi Lukebakio – angekommen

Die Düsseldorfer Gegenspieler werden ernüchtert durchgeschnauft haben, als sie 30 Minuten vor Spielende an den Spielfeldrand blickten und sahen, dass Ex-Mannschaftskamerad Dodi Lukebakio aufs Feld gesprintet kam. Zum einen, weil sie seine Qualitäten bestens kennen, zum anderen, weil Hertha-Coach Covic ihnen gerade einen nach einstrengenden 60 Minuten und einem 1:2-Rückstand den Prototypen eines Konterspielers vor die Nase stellte.

Foto: Thomas F. Starke/Bongarts/Getty Images

Und Covic sollte einmal mehr ein goldenes Händchen bei einer seiner Einwechslungen beweisen. Bereits mit seinen ersten Ballkontakten zeigte Lukebakio seine Spielfreude und Dynamik. Sobald der Belgier an den Ball kam, ging es schnurstracks nach vorne und das in einem atemberaubenden Tempo. Nur 90 Sekunden nach seiner Einwechslung sollte Lukebakio bereits seinen großen Auftritt haben: zunächst gewann er ein Kopfballduell, sodass der Ball nach einem Düsseldorfer Angriff sofort zur Umschaltaktion führen konnte. Darauf folgend sprintete der 21-Jährige mit irrem Tempo in die gegnerische Spielhälfte, wurde von Ibisevic perfekt bedient, heizte unaufhaltsam bis zum gegnerischen Strafraum, um dann den Ball perfekt zwischen zwei Gegenspieler hindurch auf Darida zu spielen, der den 3:1-Schlusstreffer markierte.

Eine unwiderstehliche Szene von Lukebakio, der alle seine Fähigkeiten, für die man im Sommer 20 Millionen bezahlte, auf einmal aufblitzen ließ: Schnelligkeit, Dribbelstärke, das Gespür für die besondere Aktion. “Ich wollte meinem Team helfen, das hat ganz gut geklappt und fühlt sich gut an. Ante Covic hilft mir, mich hier Schritt für Schritt zu verbessern”, sagte der Neuzugang, nachdem er ja bereits in Köln als Einwechselspieler einen Treffer aufgelegt hatte. Nachdem durch das 3:1 alles entschieden war und er seinen Beitrag geleistet hatte, spielte Lukebakio befreit auf, unterhielt das Stadion sogar mit dem einen oder anderen Kabinettsstückchen. Drei Torschussvorlagen, darunter der Assist für Darida, sind für 30 Minuten Spielzeit ein herausragender Wert und werden Herthas Nummer 28 eine breite Brust für die kommenden Wochen bescheren.

Vladimir Darida – 10/10 auf der 10

Es hatte sich bereits in der Vorbereitung angedeutet und im Auswärtserfolg gegen den 1.FC Köln bestätigt. Jetzt gegen Fortuna Düsseldorf war es nicht mehr zu übersehen: Vladimir Darida ist zurück zu alter Stärke. Dass der Tscheche der Mann des Spiels war, ist unumstritten. Ein Treffer, eine Vorlage, dazu acht Torschussbeteiligungen und eine 90%ige Passquote sprechen eine klare Sprache. Er war auf dem Platz am Freitagabend omnipräsent und überzeugte erneut auf der „Zehner“-Position.

Dabei war er nicht einmal der Spieler mit den meisten Ballbesitzphasen. Wenn er den Ball hatte, wusste er so gut wie immer wohin er diesen spielen sollte, doch sein Spiel in Düsseldorf ist ein Musterbeispiel dafür, wie man als Spieler ohne Ball arbeiten muss. Durch intelligente und taktisch sinnvolle Läufe war er oft in guten Aktionen anspielbar, konnte Räume für seine Mitspieler frei machen und war auch ein wichtiger Faktor in den Defensivphasen der „alten Dame“.

Foto: Thomas F. Starke/Bongarts/Getty Images

Auch wenn der 29-Jährige dafür bekannt ist viel zu laufen, sind seine Laufwerte gefühlt nicht mehr von dieser Welt: 13,6 Kilometer ist Darida gelaufen, fast zwei Kilometer mehr als der zweitbeste Läufer, Per Skjelbred (11,95 Kilometer). Dazu weist er die meisten Sprints (38) sowie die meisten intensiven Läufe (113) auf. Eine solche Laufleistung ist vor allem deshalb so wertvoll, weil diese Läufe wie angesprochen auch sehr effektiv waren. Immer wieder war Herthas Nummer sechs in den Zwischenräumen und auf den Außen zu finden, sodass er eklatant wichtig für das Kombinationsspiel und die Durchsetzungskraft der Berliner war. So verwundert es auch nicht, dass er beim Treffer zum 2:1 plötzlich an der Grundlinie den Ball bekam und perfekt in den Rückraum für Dilrosun auflegte. Dass er derjenige ist, der beim 3:1 nach der schönen Vorbereitung von Dodi Lukebakio zum einnetzen bereit steht, ist die Krönung seiner hervorragenden Leistung.

Darida bestätigt seine Hochform auch gegen Düsseldorf und ist in einer solchen Verfassung gar nicht mehr von der Startelf von Ante Covic wegzudenken. Kein Wunder also, dass es auch Lob vom Cheftrainer gab. So kann er die momentane Formschwäche eines Ondrej Dudas ausnutzen. Es bleibt abzuwarten, wie sich Vladimir Darida nach der Länderspielpause macht, wenn es gegen, auf dem Papier zumindest, qualitativ stärkere Gegner geht.

Marius Wolf – Mit großen Schritten zum Stammspieler

Hertha kann Last-Minute Neuzugänge – das wurde in den vergangenen Spielzeiten klar. Auch Marius Wolf scheint keine Ausnahme zu sein, zumindest zeigte er auch gegen Düsseldorf, warum ihn damals Borussia Dortmund verpflichtet hatte. Auf seiner rechten Seite harmonierte der 24-Jährige herausragend mit dem ebenfalls starken Lukas Klünter und war sowohl offensiv als auch defensiv wertvoll für das Berliner Spiel. Seine Gegenspieler auf der linken Abwehrseite von Fortuna Düsseldorf spielte er zeitweise schwindelig, setzte sich oft durch starke Dribblings und Beschleunigungen im eins gegen eins durch. Durch diese vielen direkten Duelle ist seine Zweikampfquote von 54% absolut ansehnlich.

Foto: Thomas F. Starke/Bongarts/Getty Images

Auch in seinen ersten Einsätzen deutete er an, dass er sich in solchen Situationen gut durchsetzen kann. Oft gelang ihm jedoch der letzte Pass oder die letzte Geste nicht. Am Freitagabend aber war er deutlich erfolgreicher in diesen Anschlussaktionen. Ein gutes Beispiel ist da seine schlaue Flanke aus dem Halbfeld auf Vedad Ibisevic zum 1:1-Ausgleich für Hertha. Im ganzen Spiel schlug er drei Flanken, was zusammen mit Lukas Klünter der höchste Wert im Kader der Hauptstädter darstellt. An dem 2:1 Führungstreffer war der Leihspieler aus Dortmund erneut direkt beteiligt: mal wieder konnte er sich im direkten Duell sehenswert durchsetzen und leitete den Angriff ein, den Javairo Dilrosun dann per Volley vollendete. Seine Laufwerte können sich ebenfalls sehen lassen: Wolf lief in 80 Minuten 9,79 Kilometer und wies nach Vladimir Darida die meisten Sprints auf (31).

Es zeigt sich immer mehr, dass Marius Wolf in dieser Saison noch wichtig sein könnte. Seine Fähigkeit, durch ein Dribbling oder eine Beschleunigung die Linie des Gegners zu durchbrechen, könnten sich als sehr wertvoll erweisen. Dadurch, dass er auch zur defensiven Stabilität seines Teams beitragen kann, ist auch er unmittelbar eine große Verstärkung und eine feste Säule in der Mannschaft von Ante Covic geworden.

Podcast #91 Ständig unter Dreck

Podcast #91 Ständig unter Dreck

Wir sind alle wieder in Deutschland und doch an unterschiedlichen Orten. Chris, Marc und Lukas besprechen aus Köln, Greifswald und Berlin die Spiele gegen den Effzee und die Fortuna aus Düsseldorf. Des Weiteren beantworten wir eure Fragen von Twitter. Habt viel Spaß beim Hören und genießt die Länderspielpause.

(Photo by Thomas F. Starke/Bongarts/Getty Images)

Hertha BSC – Fortuna Düsseldorf: Siegesserie oder Angstgegner?

Hertha BSC – Fortuna Düsseldorf: Siegesserie oder Angstgegner?

Hertha BSC gegen Fortuna Düsseldorf – für viele Herthaner weckt diese Begegnung schlimme Erinnerungen. Das Relegationsdrama im Jahr 2013 werden noch die meisten Berliner im Kopf haben. Die letzte Saison konnte alte Wunden auch nicht gerade heilen: Hertha verlor beide Begegnungen gegen die Rheinländer, der fast schon der neue Angstgegner darstellt. Jetzt eröffnen beide Mannschaften den siebten Spieltag am Freitagabend im Olympiastadion. Hertha will den dritten Sieg in Folge holen, die Fortuna endlich wieder drei Punkte.

Um unsere Fragen zu beantworten, stand uns dieses Mal Dennis (auf Twitter @Scheff83) zur Seite. Dennis ist nicht nur Fortuna-Experte, er hat auch einen hörenswerten Fußball-Podcast: „Neues vonne Pommesbude“. Er hilft uns heute, unseren Gegner am Freitag besser einzuschätzen.

Fortuna Düsseldorf – ein Saisonstart, wie er zu erwarten war

Im Derby gegen Gladbach verlor Fortuna Düsseldorf mit 1:2 (Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Düsseldorf hatte in den ersten Spielen zwar noch nicht den FC Bayern München als Gegner, trotzdem war das Auftaktprogramm alles andere als leicht. Nachdem man Werder Bremen im ersten Spiel noch mit 3:1 auswärts besiegen konnte, verlor man erst gegen Bayer Leverkusen (Heimniederlage 1:3), danach folgten sehr knappe Partien gegen Eintracht Frankfurt (2:1 Auswärtsniederlage), den VfL Wolfsburg (1:1) und Borussia Mönchengladbach (2:1 Auswärtsniederlage). Das letzte Spiel des letztjährigen Aufsteigers war eine 1:2 Heimniederlage am vergangenen Sonntag gegen den aktuell sehr formstarken SC Freiburg.

Die letzten vier Partien waren also allesamt knappe Spiele, in denen am Ende das Ergebnis für Düsseldorf nicht stimmte. Besonders schmerzt unseren Düsseldorf-Experten Dennis die Niederlage im Derby gegen Mönchengladbach: „Insbesondere in der ersten Halbzeit hat die Fortuna gegen einen deutlich stärkeren Gegner sehr gut gespielt. Das 2:1 von den “Fohlen” in der 87. Minute war dann schon sehr bitter“. Im Spiel gegen Freiburg hingegen sei das Ergebnis leichter zu erklären: „Die Mannschaft hat nicht sehr gut performt“.

Doch angesichts der Möglichkeiten in Düsseldorf und des komplizierten Auftaktprogramms macht sich keine große Enttäuschung breit. „Punktetechnisch ist der Saisonstart verlaufen, wie man ihn auch erwarten konnte“, sagt uns Dennis dazu. „Allerdings hat man seit nunmehr fünf Spielen nicht gewonnen und aus den letzten vier Spielen, in denen man immer jeweils mit 1:0 in Führung gegangen ist, nur einen Punkt geholt“.

Auch deshalb müssen in den nächsten Partien wieder die Ergebnisse stimmen: „In den nächsten drei Spielen gegen Hertha, Mainz und Paderborn muss die Fortuna dringend Punkte holen, damit es nicht ungemütlich wird“, so Dennis’ Einschätzung. Mit vier Punkten aus sechs Spielen ist der Abstand zu den letzten Plätzen nicht gerade groß, viele leichte Spiele wird es auch diese Saison nicht geben. Am Ende der Spielzeit würden die meisten Fortuna-Fans „einen 14. Platz wie aktuell aber schon gerne nehmen“.

Verletzungspech in Düsseldorf – auch Kownacki fällt aus

Im Fortuna-Sturm fehlt David Kownacki gegen Hertha. (Foto: Lukas Schulze/Bongarts/Getty Images)

Doch ein Hindernis könnte momentan das Verletzungspech in der Mannschaft darstellen. Aktuell fallen einige wichtige Spieler aus. Zuletzt verletzte sich Stürmer David Kownacki erneut und fällt am Freitag aus. „Er ist unser großes Versprechen in der Offensive“, verrät uns Dennis, „aber in dieser Saison noch nicht so in Schwung gekommen – bitter“.

Besonders schmerzhaft ist seiner Meinung nach der Ausfall von Mittelfeldspieler Kevin Stöger. „Er war in der abgelaufenen Rückrunde Dreh-und Angelpunkt des Offensivspiels und hat auch in der Defensive immer die Räume sehr eng gemacht. Durch einen Kreuzbandriss im letzten Saisonspiel gegen Hannover 96, wird er vermutlich erst wieder im November/Dezember zurückerwartet. Sein Ersatz, Chelsea-Leihagabe Lewis Baker, wird dem bisher noch nicht gerecht. Außer einer guten Partie in Bremen konnte er bisher kaum Akzente setzen.“

Zu der Verletzungssituation sagte Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel: “So etwas hat es in anderen Vereinen zwar auch schon gegeben, aber das ist eine Serie, die ich in dieser Form noch nie erlebt habe. (…) Wir haben im Vergleich zum Vorjahr nichts geändert in der Trainingssteuerung oder im Konditions- und Athletik-Training”. Es ist also keine leichte Phase für den Trainer-Veteranen, der im Vergleich zu seinem Gegenüber Ante Covic deutlich weniger Auswahlmöglichkeiten im Kader hat.

Legende Funkel – mit Standards als Waffe gegen Berlin?

Genießt in Düsseldorf fast schon Legendenstatus – Friedhelm Funkel (Foto: Ina Fassbender/AFP/Getty Images)

Dafür genießt der 65-Jährige in der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen quasi schon „Legendenstatus bei den Fans“. Dieser Status sorge auch dafür, dass Funkel „aktuell wohl so sicher im Sattel sitzt, wie kaum ein anderer Trainer in der Bundesliga“. Zu der Frage, was Funkel so besonders macht, antwortet Dennis: „Was er auch in vielen anderen Trainerstationen unter Beweis stellen konnte – Solidität. Der Fußball ist nicht unbedingt schön anzusehen und taktisch mega komplex ist es auch selten. Dennoch weiß man, was man bekommt – die Mannschaft arbeitet sehr viel und ist dadurch selten wirklich unterlegen.”

Trotzdem hat sich im Vergleich zu der letzten Saison etwas geändert: “Der tolle Konterfußball der letzten Saison lässt sich (…) noch nicht umsetzen. Entweder hat er nicht mehr die Spieler dafür wie Lukebakio, Stöger und Raman, und/oder die anderen Teams haben sich auch auf die Spielweise von F95 besser eingestellt. Dementsprechend sind er und sein Trainerteam nun gefordert, mit etwas anderen Mittel die nötigen Ergebnisse einfahren zu können.“

Diese Mittel könnten laut Dennis präzise Standardsituationen sein. Da sollte Hertha besonders aufpassen.“ Gerade für solche Disziplinen hat Düsseldorf im Kader die richtigen Spieler. „Adams und Ayhan sind sehr kopfballstark und bei Standards gefährlich.“

Dabei wird Funkel wohl im altbekannten 4-3-3 System aufstellen: „Die Dreierkette in der ersten Halbzeit in Gladbach sah zwar vielversprechend aus, war aber im Endeffekt defensiv zu anfällig. Als Herthaner wisst ihr ja, Friedhelm hält es da eher mit den Wahlslogans der CDU aus den 1950er Jahren – ‘Keine Experimente’”. Auch über einen weiteren Rückkehrer dürfen sich die Hertha-Fans freuen: „Der gebürtige Berliner Morales wird als 6er zurückerwartet.“

Neue Leistungsträger bei Hertha BSC

Überzeugt als neuer Abwehrchef – Dedryck Boyata (Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images)

In der Hauptstadt hingegen ist die Verletztenliste vergleichsweise kurz. Arne Maier fällt bekanntlich länger aus, Marvin Plattenhardt hingegen ist schon wieder zurück im Training: „Er hatte heute seinen Hauptbelastungstag mit Individualtraining”, so Covic. “Wir werden morgen schauen, wie er darauf reagiert. Wenn er morgen zur Mannschaft zurückkehrt, ist er ein Thema. Wenn der Körper eine Reaktion zeigt, werden wir kein Risiko eingehen und Marvin rausnehmen.”

Es klingt also zunächst so, als würde erneut Maximilian Mittelstädt als linker Verteidiger am Freitag beginnen.  Beide Optionen auf der linken Seite sind im bisherigen Saisonverlauf nicht ganz zufriedenstellend gewesen. Auch Cheftrainer Covic sah in der Pressekonferenz vor dem Spiel am Freitag Verbesserungspotenzial und wünschte sich, dass sowohl Plattenhardt als auch Mittelstädt ihre alte „Stabilität“ wiederfinden, um wiederum auch mehr „Zug nach vorne entwickeln zu können“.

Allgemein sind die Leistungsträger bei Hertha BSC momentan nicht unbedingt die, die man vor der Saison erwartet hätte. Da wo ursprünglich die Namen Ondrej Duda, Marko Grujic, Davie Selke, Dodi Lukabakio und Niklas Stark gefallen wären, glänzen vor allem Herthas “neuer Abwehrchef“ Dedryck Boyata, Stabilisator Per Skjelbred, Unterschiedsspieler Javairo Dilrosun und Knipser Vedad Ibisevic. Auch gegen Köln zeigten diese Spieler erneut, wie wichtig sie in der jetzigen Situation für die Mannschaft sind.

Dilrosun hat auch Dennis in Köln gut gefallen: „Er hat das Potenzial richtig durchzustarten“. Zu der Frage, welchen Hertha-Spieler er auffällig findet, antwortet Dennis auch noch: „Ansonsten mag ich Grujic und natürlich Lukebakio gerne sehen. Die schnellen Außenspieler (Dilrosun, Lukebakio, Klünter und Wolf) könnten die Fortuna vor einige Probleme stellen“.

Wie wird Hertha spielen?

Gegen den Ex-Club auf der Bank? – Dodi Lukebakio (Foto: Matthias Kern/Bongarts/Getty Images)

Gerade um den so „unangenehmen Gegner“ bezwingen zu können, will man in der Hauptstadt die „spielerische Entwicklung“, die laut Ante Covic im Auswärtserfolg in Köln bereits in Teilen zu sehen war, weiterführen. Gegen die wohl tief stehenden Düsseldorfer wird es darauf ankommen, wie Hertha den Spielaufbau gestalten wird. Dabei wird auch die Einbindung der bereits angesprochen Außenspieler wichtig werden.

Ob Ex-Fortune Dodi Lukebakio seine Chance von Beginn an gegen den alten Arbeitgeber bekommt ist eher unwahrscheinlich. Seine Torvorlage zum 4:0 für Dedryck Boyata in Köln wird allerdings ein Argument für ihn darstellen. Sturmpartner Davie Selke hingegen wird eher zurück auf die Ersatzbank wandern. Da hat im Stürmerduell Vedad Ibisevic eindeutig wieder die Nase vorn. Dennis hat es für uns schön formuliert: „Der “ewige” Vedad scheint wieder seinen x-ten Frühling zu erleben und wird am Freitag vermutlich auch ‘ne Nuss’ machen“.

„Never change a winning team“ wird in diesem Fall wohl nicht ganz zutreffen, wenn der gebürtige Bosnier in die Startelf zurückrotiert. Darüber hinaus könnte jedoch die Mannschaft am Freitagabend ähnlich aussehen, wie schon letzten Sonntag in Köln. Insbesondere im Mittelfeld konnte Vladimir Darida einen besseren Eindruck abgeben, als der eigentlich angedachte Stammspieler auf der Spielgestalterposition – Ondrej Duda. Dieser saß in Köln 90 Minuten auf der Bank und enttäuschte bisher in dieser Saison.

Lukebakio mit Last-Minute Treffer?

Es erwartet uns eine spannende Partie. Für beide Teams geht es um sehr viel – Hertha hat sich durch zwei Siege erstmal aus der „roten Zone“ herausgezogen und brennt darauf, wieder positive Schlagzeilen zu produzieren. In Köln konnte man erstmalig in dieser Saison für solche sorgen. Gerade gegen Düsseldorf wünschen sich nicht wenige Hertha-Fans den dritten Saisonsieg infolge, um deutlich entspannter in die bevorstehende Länderspielpause einzukehren.

Was tippt denn Fortuna-Experte Dennis? „Dodi Lukebakio trifft für die Hertha in der 89. Minute zum 2:2“. So sehr so ein Last-Minute Treffer im Olympiastadion für extreme Emotionen sorgen würde, ein Punkt würde eigentlich keiner Mannschaft so richtig weiterhelfen. Auch deshalb werden beide Teams auf Sieg spielen. Es könnte sich also ein spannendes und offensivreiches Spiel entwickeln, bei dem  Düsseldorf hoffentlich nicht erneut als Berliner Angstgegner auftrumpft.

Herthaner im Fokus: 1. FC Köln – Hertha BSC

Herthaner im Fokus: 1. FC Köln – Hertha BSC

Was das 2:1 gegen den SC Paderborn nicht zu sein vermochte – ein Befreiungsschlag für Hertha BSC – gelang der Mannschaft am Sonntagabend in Köln. Zugast beim “effzeh” gewannen die Blau-Weißen überraschend mit 4:0 – vermutet wurde eine deutlich engere und umkämpftere Partie, doch das Überstehen der ersten Kölner Drangphase, der Platzverweis für effzeh-Verteidiger Meré (40. Minute) und ein paar personelle wie taktische Kniffe von Trainer Ante Covic führten zum zweiten Berliner Sieg infolge. Die Einzelkritik zu einer zwar nicht perfekten, aber im Vergleich zu den letzten Wochen deutlich verbesserten Vorstellung Herthas.

Rune Jarstein – der heimliche Held

Während viele Herthaner seit Saisonbeginn mit ihrer Form zu kämpfen haben/hatten, besticht Herthas Torhüter durch beständig gute Vorstellungen. Bislang gehört Jarstein zu den stabilsten Blau-Weißen der laufenden Spielzeit, doch stachen seine Leistungen (auch aufgrund der vielen Niederlagen) nicht wirklich heraus. das änderte sich am Sonntag.

Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images

Dass Hertha die angesprochene Kölner Drangphase der ersten 15 Minuten des Spiels schad- bzw. gegentorlos überstand, hatten wesentlich mit Jarstein zu tun. Das Geburtstagskind entschärfte mehrere brandgefährliche Abschlüsse der Gastgeber und hielt Hertha somit im Spiel. In Minute sieben war er bei einem platzierten Freistoß von Kainz auf dem Posten und klärte zur Ecke. Sieben Minuten später fischte der 35-Jährige den Kopfball Cordobas, der zwar nicht sonderlich platziert war, aber aus fünf Meter Entfernung auf ihn zukam, hellwach weg.

Jarstein fiel jedoch nicht nur durch starke Paraden auf, sondern leitete in der 35. Minute geistesgegenwärtig fast das 2:0 ein. Nach einer abgefangenen Ecke Kölns erspähte Herthas Schlussmann den gestarteten Javairo Dilrosun, um diesem einen technisch überragenden Abschlag direkt in den Fuß abzuliefern. Der Niederländer konnte seinem Keeper allerdings keinen Assist schenken, sein Lupfer landete am Querbalken. Dennoch eine spektakuläre Szene, eingeleitet von Norwegens Nummer eins.

Im Laufe der Partie konnte sich Jarstein immer seltener bis gar nicht mehr auszeichnen, doch war es ihm zu verdanken, dass Hertha die Null hielt und darauf aufbauend den Sieg einfuhr. Eine starke Vorstellung der Nummer 22.

Dedryck Boyata – There’s a new Abwehrchef in Town

Sowohl auf dem Feld als auch in dieser Einzelkritik ist kein Vorbeikommen an Boyata. Der Neuzugang überzeugte gegen Köln einmal mehr auf ganzer Linie und etabliert sich als echter Anker für Herthas Defensive. “Wir können sehr zufrieden sein, jeder hat eine gute Leistung abgerufen”, sagte der Belgier nach der Begegnung – er insbesondere.

Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images

Auch wenn sich Kapitän Niklas Stark scheinbar langsam wieder in seinen Leistungen stabilisiert, kann man seitens Hertha von Glück reden, mit Boyata einen herausragenden Interims-Abwehrchef in seinen Reihen zu haben. Gegen Köln gelang dem 28-Jährigen seine bislang stärkste Vorstellung, über 90 Minuten brachte er die Kölner Offensivakteure zum verzweifeln.

Hierzu lohnt sich bereits der klinische Blick auf die Zahlen: der Innenverteidiger gewann sechs seiner sieben Zweikämpfe, sämtliche der vier Luftduelle und verbuchte zudem ein erfolgreiches Tackling. Hinzu kommen ein Block, drei abgefangene Bälle und zehn (!) klärende Aktionen. Kurzum: die Nummer 20 erlebte einen hervorragenden Fußballabend in Köln. Boyata war stets auf der Höhe und überzeugte einmal mehr durch sein so resolutes wie dynamisches Zweikampfverhalten, das in den seltensten Fällen die Grenze zur Unfairness (nur ein Foul) überschreitet. Es war beeindruckend zu sehen, wie fokussiert Boyata agierte und wie eng er stets an seinen Gegenspielern dran war. So vereint der ehemalige Spieler Celtic Glasgows Souveränität und Leidenschaft.

Darüber hinaus ist der 16-fache belgische Nationalspieler wichtig für das Aufbauspiel der “Alten Dame”. Er verbuchte die zweitmeisten Ballkontakte und meisten Pässe seiner Mannschaft. 90,7% seiner Zuspiele kamen am Sonntagabend beim Mitspieler an – besonders angesichts des Kölschen Pressings ein sehr starker Wert. Abgerundet wurde Boyatas Auftritt durch dessen erstes Bundesligator in Minute 83, als er bei Lukebakios Ecke am höchsten sprang und wuchtig zum 4:0 einnickte. Ein rundum gelungener Abend für den Abwehrmann, der nach drei Startelfeinsätzen bereits nicht mehr aus der Mannschaft wegzudenken ist.

Maxi Mittelstädt – wenig Eigenwerbung

Kurzfristig hatte Hertha am Sonntag bekanntgegeben, dass Marvin Plattenhardt aufgrund von Sprunggelenksproblemen in Berlin bleiben musste. Sein Ersatz stand somit bereits fest: Maxi Mittelstädt übernahm und sollte das intensive Kölner Flügelspiel eindämmen. Wirklich gelingen sollte es dem Berliner Eigengewächs allerdings nicht.

Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images

Geplant war, dass Mittelstädt es mit Kölns Dominik Drexler aufnehmen sollte, doch der verletzte sich bereits nach zwei Minuten muskulär. Mit Kingsley Schinder kam ein deutlich athletischerer und dynamischerer Flügelstürmer in die Partie, der Herthas Linksverteidiger immer wieder vor Probleme stellte. Mit seiner Wucht und den schnellen Bewegungen schaffte es Schindler immer wieder, an Mittelstädt vorbeizuziehen und damit sofort Gefahr entstehen zu lassen.

Als Außenverteidiger direkte Duelle zu verlieren, kann schwerwiegende Folgen haben, da meist niemand mehr für einen absichert – so auch in einigen Fällen am Sonntag. Dabei gab es immer wieder Phasen, in denen Mittelstädt den Eindruck machte, sich nun auf Schindlers Spiel eingestellt zu haben. In diesen Szenen agierte der 22-Jährige deutlich kompromissloser und wacher, schaffte es einige Male, den Kölner Flügelspieler durch starke Tacklings und gutes Stellungsspiel vom Ball zu trennen – nur um wenige Minuten später wieder überlaufen zu werden. So war eine defensiv insgesamt durchwachsene Darbietung des Plattenhardt-Ersatzes, der nie über weite Strecken einen sonderlich sicheren Eindruck machte.

Hinzu kamen zahlreiche Abspielfehler in der eigenen Hälfte, die Kölns Pressing in die Karten spielten. Mittelstädt war nur selten auf ganzer Höhe, wenn auch in eben jenen Momenten mit auffällig guten Szenen. Eine Leistung, die nicht wirklich zufrieden stellen kann und Mittelstädt wohl nicht näher an die Stammelf herangebracht haben sollte.

Vladimir Darida – “Das hat gut geklappt”

Am Sonntagabend entschied sich Trainer Covic erstmals gegen Ondrej Duda in der Startelf. Stattdessen ließ der 43-Jährige Vladimir Darida als zentral-offensiven Mittelfeldspieler spielen. “Ich sollte als Zehner einen Kölner Innenverteidiger konsequent anlaufen und somit ihr Aufbauspiel stören – das hat gut geklappt. Wir haben immer wieder Lücken gefunden und den Ball in guten Positionen erobert”, erklärte der Tscheche diese personell-taktische Maßnahme nach dem Spiel.

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Und wie das gut geklappt hat. Darida war einer präsentesten Herthaner am vergangenen Sonntag. Gegen den Ball (wie oben erklärt) agierte der 29-Jährige als zweiter Stürmer neben Davie Selke, sodass Herthas Formationen zu einem 4-4-2 wurde. Dadurch übte er deutlichen Druck auf das Kölner Aufbauspiel aus, welches in Zuge dessen weniger kreativ und zielgerichtet wirkte. Wurde Köln gefährlich, dann beinahe ausschließlich durch hohe Ballgewinne und nicht aus dem eigenen Ballbesitz heraus – durchaus ein Verdienst Daridas, der einmal ein unglaubliches Pensum abspulte. 12,98 Kilometer lief der Mittelfeldspieler gegen Köln, 36 Sprints und 100 intensive Läufe zog er an – jeweils Bestwerte aller in Köln eingesetzten Spieler. Er lief nicht nur viel, sondern auch klug.

Hinzu kommt sein spielerischer Wert für das Team. Im eigenen Ballbesitz ließ sich Darida immer wieder recht tief fallen, um als Anspielstation bereitzustehen und seine Kollegen, die von den Gastgebern intensiv angelaufen wurden, zu entlasten. So verzeichnete Darida die drittmeisten Ballkontakte und (zusammen mit Boyata) die meisten Pässe aller Berliner. Er wirkte in seinen Aktionen deutlich aufgeräumter und zielorientierter als Duda in den vergangenen Spielen. Meist wusste der tschechische Nationalspieler etwas konstruktives mit dem Ball anzufangen, auch seine Passquote von 86% lässt sich absolut sehen. Über allem stehen natürlich die zwei Assists der Nummer sechs, einmal legte er für Dilrosun (1:0) und einmal für Ibisevic (3:0) auf. Dabei kann man von Glück sagen, dass Darida überhaupt noch auf dem Feld stand, denn hätte Kölns Verteidiger Meré bei seiner mit Rot geahndeten Aktion dessen Schienbein getroffen, wäre die Hinrunde für ihn wohl vorzeitig vorbei gewesen.

So aber konnte Darida durchspielen und sich am Ende von den mitgereisten Fans zurecht feiern lassen. Ob als Pressingmaschine oder als Entlastung für den eigenen Spielaufbau – Darida hatte gegen Köln zahlreiche Jobs und erledigte alle mit Bravour.

Javairo Dilrosun – der Unterschiedsspieler

So langsam gehen einem die Superlative für Dilrosuns Leistungen aus. Erneut machte der Niederländer den Unterschied zugunsten Herthas aus, erneut war er der Dosenöffner, erneut auf spektakuläre Weise.

Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images

“Ich will meine Leistung in der gesamten Saison beibehalten und viele Tore und Assists beitragen”, definierte Dilrosun seine Ziele. Er ist auf dem besten Wege, diese zu erreichen. Gegen Paderborn waren es zehn Minuten, bis es Hertha durch seine Extraklasse in Führung brachte, gegen Köln waren es 23. Der 21-Jährige erhielt den Ball von Darida außerhalb des Strafraums, fackelte nicht lang und drosch das Leder mit einer verrückten Flugkurve ins linke Eck – 1:0. Im zweiten Spiel infolge ließ Dilrosun der gesamten Liga vor Erstaunen die Kinnlade herunterrauschen.

In der 35. Minute (siehe in der Jarstein-Kritik) hätte die Nummer 16 beinahe nachgelegt, sein unwiderstehlicher Sprint und das Durchsetzen gegen Kölns letzten Verteidiger wurde allerdings nicht belohnt – sein frecher Lupfer küsste nur die Latte. In Minute 45+3 konnte Kölns Torhüter Horn einen Schuss von Dilrosun noch gerade so zur Ecke abwehren. Im zweiten Durchgang konnte Dilrosun dem Spiel zwar nicht mehr seinen Stempel aufdrücken und wurde in der 73. Minute für Lukebakio ausgewechselt, aber dennoch lässt sich erneut von einer herausragenden Vorstellung sprechen. Dilrosun hat aktuell einen unschätzbaren Wert für die Mannschaft.

Vedad Ibisevic – Plopp!

Ewig wollte der Knoten bei Torjäger Ibisevic nicht platzen, doch gegen Köln war es endlich soweit – der erlösende Knall war bis in die Hauptstadt zu hören. Mit seinen beiden Treffern binnen weniger Minuten machte Herthas eigentlicher Kapitän alles klar am Sonntagabend.

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“Natürlich ist es nicht alltäglich, dass man direkt nach einer Einwechslung gleich direkt trifft. Ich bin aber immer heiß darauf, Tore zu schießen, mache die Wege – und manchmal hat man dann auch das Glück, dass die Bälle so gut kommen, wie es dieses Mal der Fall war”, zeigte sich der 35-Jährige nach dem Spiel deutlich erleichtert, dass seine Torlos-Serie endlich gerissen ist. Gerade einmal 43 Sekunden nach seiner Einwechslung in der 58. Minute knipste der “Vedator” das erste Mal – mit einer mustergültigen Stürmerbewegung verschaffte er sich genügend Platz, um das Zuspiel Klünters eiskalt einzuschieben. Doch der Routiniert hatte noch nicht genug, vier Minuten später schnürte er sogar den Doppelpack. Bei Daridas Hereingabe lauerte Ibisevic in bekannter Stürmermanier, hatte genau das Timing, das ihm zuletzt gefehlt hatte und netzte schlitzohrig zum 3:0 ein. Er schien Köln im Alleingang den Stecker gezogen zu haben.

Mit seinen zwei ersten Bundesliga-Toren der laufenden Spielzeit ist Ibisevic nun auf Platz 29 der Ewigen Bundesliga-Torjägerliste gezogen. Mit nun 122 Bundesliga-Toren hat er Miroslav Klose, Lothar Matthäus und Herbert Laumann überholt. “Das ist natürlich schön für mich, aber viel wichtiger für die Mannschaft. Wir haben uns in den letzten Spielen schwergetan. Eine junge Mannschaft wie unsere steckt so etwas nicht so leicht weg – das hat man gespürt. Die vergangenen Spiele haben gutgetan und können uns wieder auf den richtigen Weg bringen”, erklärte er danach in unaufgeregter Kapitänsmanier. Eins steht fest: Ibisevic ist zurück.