Drei Thesen zum Spiel: Hertha BSC gegen Bayern München

von Nov 5, 2022

Die Euphorie nach dem ersten Heimsieg der Saison gegen Gelsenkirchen war groß. Dass dies gegen den mehr als angeschlagenen Tabellenletzten der Bundesliga gelang, war Nebensache, denn wir Fans mussten lang genug warten. Unsere Jungs konnten sich für die guten Leistungen in den Spielen zuvor endlich belohnen. Lang hielt die Freude nicht an, denn als wären die katastrophalen Umstände für uns Auswärtsfans nicht genug gewesen, verlor die Hertha durch einen späten Treffer von Füllkrug mit 0:1 im Weserstadion. Die Markenbotschafter Katars hingegen kommen formstark nach Berlin, nachdem man die Gruppenphase der Champions League ohne Punkteverlust abschließen konnte.

These 1: Choupos Lauf hat gegen Hertha ein Ende

Weinte man “Lewangoalski” Anfang der Saison noch hinterher, heißt Bayerns neuer Mann der Stunde, Eric Maxim Choupo-Moting. Wettbewerbsübergreifend erzielte der Kameruner bisher acht Treffer und legte drei weitere auf. Absurd, denn eigentlich sollte Stareinkauf Sadio Mané Bayerns ehemalige Nummer 9 vergessen machen. Doch ohne nominellen Stürmer taten sich die Münchener mit Qatar Airways auf dem Ärmel und im Herzen lange schwer. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Choupo einen großen Anteil am aktuellen Erfolg des FC Bayerns hat?

Choupo-Moting

(Photo by Christof Stache/AFP via Getty Images)

Doch damit ist jetzt Schluss! Gibt es dafür eine plausible Erklärung? Nein. Aber dafür ist dieses Format auch nicht da. Hier spricht das Bauchgefühl eines Herthaners, der in 19 Jahren Fan sein noch keinen Sieg im Stadion gegen München gesehen hat. Den letzten Hertha-Sieg gegen den Rekordmeister hat er verpasst. Doch dazu später mehr.

These 2: Bayern-Fans aus München? Fehlanzeige.

Heimspiele gegen die Bayern hatten, trotz durchschnittlicher Bilanz, schon immer ihren Charme. Volles Stadion, ausgelassene Herthaner:innen, die wenig Hoffnung auf einen Sieg hatten, und Bayern-Fans aus ganz Deutschland, die verzweifelt nach einem Familienmitglied aus München suchten. „Die Großcousine meines Schwagers ist Münchenerin und deswegen bin ich von klein auf Bayern-Fan“ – wer hat das noch nicht gehört? Dass nur wenige Fans den weiten Weg aus Süddeutschland angetreten sind, macht sich spätestens im Stadion bemerkbar, denn mehr als „Super Bayern Super Bayern Hey Hey“ kriegen die wenigsten hin. Besonders schade ist das für die wenigen richtigen Bayern-Fans, aber nicht jede:r kann die Alter Dame aus Berlin unterstützen.

Unsere Hertha ist das Gegenteil, denn Fußballdeutschland begeistern konnten wir bisher selten. Umso ehrlicher ist unsere Berliner Fangemeinde, die uns am Samstag zum Heimsieg schreien wird.

These 3: Hertha macht’s wie 2018!

Vor vier Jahren, im September 2018, spielte Hertha zuerst in Bremen und hieß anschließend die großen Bayern im Olympiastadion willkommen. Verlor man nach eher dürftiger Leistung gegen Werder, folgte ein spektakulärer Sieg in unserem Wohnzimmer gegen den Rekordmeister. Erkennen wir hier ein Muster? So richtig verlässlich sind unsere Quellen nicht, aber die schönsten Geschichten schreibt bekanntlich unsere Hertha und deswegen lassen wir diesen Moment der Glückseligkeit wiederholen. Damals trafen Vedad Ibišević durch einen Elfmeter und Ondrej Duda nach toller Vorarbeit von Valentino Lazaro. Das Herz schlägt schon bei bloßer Erinnerung an dieses Spiel wieder höher. Warum also nicht nochmal?

hertha

Das waren drei Thesen aus der Hertha-Seele – ohne Verstand, aber dafür mit viel Jefühl. Hertha gewinnt dieses Spiel und ganz Berlin liegt sich anschließend in den Armen. Dass Köpenick deshalb für mindestens zwei weitere Spiele von der Tabellenspitze grüßt, können wir am späten Samstagnachmittag dann auch verkraften.

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

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Misha Yantian

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