Drei Thesen zum Derbyauftakt gegen Köpenick

von Aug 6, 2022

Hinter unserer Hertha liegen turbulente Monate. Nachdem wir mit mehr Glück als Verstand in der Relegation den Klassenerhalt klar machten, war bei allen Beteiligten die Puste weg – egal ob Spieler, Management, Gremien oder Fans. Der Verein musste durchschnaufen. Doch viel Auszeit wurde uns nicht gegönnt, denn im Juni stand mit der Präsidentschaftswahl eine enorm wichtige und richtungsweisende Entscheidung für den Verein bevor. Die Wahl von Kay Bernstein als neuen Präsidenten von Hertha BSC löste eine Aufbruchsstimmung im Verein aus, die Hoffnung auf die kommende Saison macht. Mit dem Pokal-Aus in der 1. Runde gegen Braunschweig fühlten sich viele jedoch schnell wieder auf den Boden der Tatsachen geholt.

Dennoch stellen wir euch drei Thesen zum Spiel gegen Union vor, die die Hoffnung weiterleben lassen sollen.

These 1: Union muss sich noch finden

Auch diesen Sommer hat der Verein aus Köpenick wieder auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Und wie in den vergangenen zwei Jahre, wirkt die Transferpolitik von Union durchdacht und vielversprechend. Mit Jamie Leweling wurde darüber hinaus ein Spieler verpflichtet, der bei mehreren Bundesligisten auf dem Zettel stand.

Trotz der unbestrittenen Qualität des Kaders muss die Mannschaft – mit elf Zugängen und zwölf Abgängen – noch zueinander finden. Manager Oliver Ruhnert kritisierte das Team nach dem 2:1 Sieg im Pokalspiel gegen Chemnitz scharf: „So wie wir heute gespielt haben, können wir keine Bundesliga spielen” sagte er der Presse im Nachgang. Das könnte besonders auf den Sturm zutreffen, denn mit Taiwo Awoniyi ist Köpenicks bester Angreifer der vergangenen Saison zum Premier League Aufsteiger Nottingham Forest gewechselt.

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Unsere Berliner Mannschaft trifft also auf eine noch nicht perfekt eingespielte Truppe aus Köpenick. Was viele zu Beginn noch als Nachteil einschätzten, könnte sich als Chance herausstellen: Hertha trifft am 1. Spieltag auf den Stadtkonkurrenten, der noch nicht bei 100 Prozent ist.

These 2: Mannschaft & Fans sind wieder eine Einheit

Drei Derbys gab es letztes Jahr zwischen den Berliner:innen und Köpenick. Alle drei entschieden die Unioner:innen verdient und deutlich für sich. Dementsprechend war der Frust unter den Hertha-Fans groß. Beim ersten Derby im November 2021 flog Selkes Trikot, das er selbst in den Auswärtsblock warf, prompt zurück aufs Spielfeld. Nach der Pokalniederlage stattete die aktive Fanszene der Mannschaft einen Besuch beim Training ab und drohte, „die nächste Stufe zu zünden“. Nach der 1:4-Niederlage mussten einige Spieler auf Aufforderung der Ultras ihre Trikots ausziehen. Die Beziehung hatte definitiv bessere Phasen erlebt.

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Doch nachdem die Mannschaft der Kurve für ein paar Spiele fernblieb, entschied sie sich, vor dem Spiel gegen Mainz geschlossen in die Ostkurve zu gehen. Ein Schulterschluss, der in Hamburg nach dem Klassenerhalt bestätigt wurde und auch nach der Pokalniederlage in Braunschweig anhielt. Als unser Vorsänger Kreisel nach dem Spiel zur Mannschaft ging, vermuteten einige bestimmt schon schlimmes. Doch Kreisel blieb ruhig, machte der Mannschaft Mut fürs Derby und umarmte Selke und Platte zum Schluss. Diese Szenen zeigen, Mannschaft und Fans haben sich gegenseitig verziehen. Genau diese positive Energie ist wichtig und wird beiden die nötige Kraft geben, den Derbysieg zurück nach Berlin zu holen.

These 3: Dodi schießt uns zum Derbysieg

Als Lukebakio im Sommer zurück zur Hertha kam, waren viele skeptisch. Zwar gehörte der Flügelspieler immer zu Herthas stärksten Scorern, jedoch war er nicht konstant genug und arbeitete wenig bis gar nicht nach hinten. Umso überraschter waren die meisten von seiner Leistung gegen Braunschweig. Auf der rechten Seite sorgte Dodi über seine gesamte Einsatzzeit für Gefahr, schoss ein Tor und als er in der Rückwärtsbewegung nach hinten arbeitete, waren auch die letzten Kritiker:innen überzeugt.

hertha

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Diese Leistung wird Dodi mit in die Bundesligasaison 22/23 nehmen und Niko Gießelmann beim Derby das Leben schwer machen. Ein starker Pass in die Tiefe von Prince und unser Rückkehrer schießt uns in der 89. Minute zum 1:0 Derbysieg.

(Titelbild: Boris Streubel/Getty Images)

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Misha Yantian

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