Herthaner des Monats Dezember 2021 – Ishak Belfodil

von Dez 22, 2021

Ishak Belfodil ist Herthaner des Monats im Dezember 2021. Wer das am Anfang der Saison behauptet hätte, wäre mit großer Wahrscheinlichkeit belächelt worden. Der Stürmer aus Algerien hatte zuletzt in der Rückrunde der Saison 2018/2019 überzeugt. Damals gelangen ihm in 16 Spielen 12 Tore und 4 Vorlagen. Im folgenden Jahr fiel er fast die gesamte Saison aus und auch letzte Saison konnte er in Hoffenheim nicht mehr richtig Fuß fassen. Entsprechend skeptisch waren viele Hertha-Fans.

Wir küren jeden Monat den Herthaner des Monats. Hierzu liefern wir nicht nur einen Text mit Argumenten, sondern lassen auch in eben jenen eure Meinungen (via Twitter) zu den jeweiligen Spielern einfließen!

Im Zweikampf mit Jovetic

Belfodils Start bei Hertha verlief schleppend und ohne Torbeteiligung bis zu diesem Monat. Im Dezember startete er umso mehr durch und kam auf drei Torbeteiligungen in vier Spielen – ein durchaus überzeugender Wert. Zusammen mit Stevan Jovetic zählte er zu den positiven Überraschungen für viele Fans der chronisch skeptischen Hertha-Gemeinde. Auch Jovetic war im Dezember an drei Toren direkt beteiligt und trumpfte besonders beim Korkut-Debüt in Stuttgart stark auf. Aber während der ablösefreie Stürmer aus Monaco für die Englische Woche komplett ausfiel, war Belfodil deutlich konstanter.

belfodil
(Photo by Matthias Kern/Getty Images)

So haben wir uns für Belfodil entschieden, auch wenn es genug Argumente gegeben hätte, Jovetic zum Spieler des Monats zu küren. So schreibt beispielsweise @Fry__42: “Super Transfer (ABLÖSEFREI!!!). Auf der einen Seite bringt er eine Menge Erfahrung und Ruhe mit. Auf der anderen Seite natürlich seine überragenden fußballerischen Qualitäten, die den Unterschied machen können und auch mal unmögliche Tore geschossen werden (z.B. vs. Leverkusen).”

Auch @welshgreeny ist grundsätzlich von Jovetic überzeugt: “Ein klasse Spieler. Seine Technik ist herausragend. Einfach toll, dass er ablösefrei gekommen ist. Sein einziger Schwachpunkt ist leider seine Verletzungsanfälligkeit.” Das bislang so gute Zusammenspiel mit Belfodil wird von den Hertha-Fans sehr positiv registriert: “Unter Korkut hat er mit Belfodil ein sehr gutes Stürmer Duo gebildet. Ich habe das Gegühl dass er zwar eine Mannschaft nicht alleine führen kann aber immer wenn er auf dem Platz steht treffen kann”, schreibt @Holzfuss1892.

Torgefahr & Teamspieler

Die drei Torbeteiligungen Belfodils äußerten sich in zwei Vorlagen und einem Tor gegen Stuttgart, Bielefeld und Dortmund. Gegen den VfB blieb ihm außerdem noch ein Tor verwehrt, das durchaus hätte zählen können. In einer fragwürdigen Entscheidung griff der VAR ein und nahm den Treffer aufgrund einer Abseitsposition von Vladimir Darida zurück.

Zuvor hatte sich Belfodil sehenswert gegen die Stuttgarter Defensive durchgesetzt und schlenzte den Ball anschließend umso schöner ins lange Eck – Schade! In Halbzeit zwei funktionierte es dann dafür umso besser, nachdem der Stürmer uneigennützig und technisch stark eine Flanke von Plattenhardt abtropfen ließ und damit das Tor von Jovetic auflegte.

Mit Ausnahme des Totalausfalls der gesamten Mannschaft in Mainz spielte Belfodil ähnlich stark bei den Heimspielen gegen die Arminia und Borussia. Nachdem er gegen Bielefeld ein weiteres Mal vorbereitete, gelang ihm gegen Dortmund sein erstes Bundesligator in dieser Saison.

Der algerische Thomas Müller

Betrachtet man Belfodils Spielstil und Ballaktionen genauer, wirkt alles etwas unkonventionell und fast schon unbeholfen. Und dennoch war er damit überwiegend erfolgreich. Vom Laufstil und der Art seiner Assists erinnerte er ein bisschen an Thomas Müller.

Nein, wir sind nicht größenwahnsinnig – hier geht es wirklich nur um den Stil und seine Bewegungen. Die Vorlage gegen Bielefeld ist aber ein gutes Beispiel für diesen gewagten Vergleich, denn dort bewies Belfodil das Auge für den frei stehenden Jovetic und chippte den Ball im Fallen noch irgendwie „Müller-like“ zum Sturmkollege.

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Der große Raumdeuter wird er vielleicht nicht, seine anderen Ballaktionen können sich dennoch mehr als sehen lassen! Etwas weniger Müller und mehr dynamische Dampfwalze bewies der Algerier dann gegen Dortmund, als er sich mit Tempo gegen den deutlich langsameren Witsel durchsetze und am ungünstig positionierten Hitz ins kurze Eck vorbei schob.

Doch egal wie unkonventionell Belfodil in seinen Aktionen manchmal aussehen mag, sie sind dennoch des Öfteren technisch stark gemacht und die Zahlen sprechen in diesem Monat für sich.


Herthaner des Monats November wurde Niklas Stark. Lest hier, warum die Wahl auf den Innenverteidiger fiel.


Statistik zeigt: Mehr als nur ein Strafraumstürmer

Neben seinen Torbeteiligungen weiß Belfodil auch in anderen Kategorien zu überzeugen. Mit Ausnahme des Spiels in Mainz kommt der Stürmer immer auf eine Passquote von über 70 Prozent. Ein beachtlicher Wert im Bundesligadurchschnitt unter den Angreifern. Darüber hinaus kreierte er zusätzlich zu den beiden Torvorlagen sieben (!) weitere Torchancen.

Verglichen mit reinen Abschlussstürmern wie Piątek, ist auch das ein guter Wert, denn Belfodil ist – anders als sein Sturmkonkurrent – Teil des Berliner Spielaufbaus. Ein unglaublich wertvoller Faktor, gerade mit Blick auf unseren Mangel an Alternativen auf den Außenbahnen. Genau diesen Mangel scheint Belfodil grad ausgleichen zu können. Ein Blick auf die Heatmap der letzten vier Spiele zeigt, dass sich der Stürmer im Offensivspiel oft nach außen fallen lässt – besonders erfolgreich beim Sieg im Spiel gegen Dortmund.

(Photo by Joosep Martinson/Getty Images)

Die Statistiken zeigen eindrucksvoll, dass Belfodil über seine Torbeteiligungen hinaus wertvoll für die Mannschaft und ein aktiver Bestandteil des Offensivspiels ist. Der 29-Jährige bringt neben dem Auge und der Technik eine gehörige Portion Physis mit, durch die er in der Lage ist, Bälle immer wieder gut abzuschirmen. Qualitäten, die wir bei unseren Stürmern schmerzlich vermisst haben.

“Seine Geschwindigkeit und Ballführung und vor allem das uneigennützige Spiel”, überzeugen @welshgreeny. Für @DerKurze_ ist Belfodil der “Spreepizarro! Absolut sympathischer Teamplayer in meinen Augen. Er hängt sich immer rein, bringt die Grundtugenden mit. Bin überraschend angetan von ihm.”

Ein starker Dezember mit toller Chemie im Sturm

Egal ob dynamische Sprints, unkonventionelle Dribblings und Vorlagen, der Treffer gegen den BVB oder weitere Statistiken – Belfodil hat in diesem Monat definitiv überzeugen können und viele Kritiker:innen verstummen lassen. “Er ein bisschen gebraucht bis er in der Saison ankam (Wie die ganze Mannschaft). Hat mich erst unter Tayfun Korkut richtig überzeugt, wobei er vorher schon aufblitzen lassen hat, wie gut er Bälle sichert/abschirmt und eine gute Technik für seine Größe”, findet @Fry__42.

Besonders sein Zusammenspiel mit Sturmpartner Jovetic ließ viele Herthaherzen höherschlagen und so bleibt besonders die Hoffnung, dass der Montenegriner länger verletzungsfrei bleibt, um ihn und Belfodil noch viele Tore für unsere Hertha schießen zu sehen. Für @CPicker030 ist Belfodil “der neue Ibisevic. Er ist, glaube ich, auch eine Führungspersönlichkeit und enorm wichtig fürs Team. Guter Überblick und spielt Bälle ab, statt nur selber das Tor zu suchen. Sowas hat gefehlt im Sturm.”

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Zwischendurch bereits als Transferflop abgestempelt, ist Belfodil für @Blauweissb mittlerweile “zusammen mit Jovetic ein Lichtblick vorne. Viel ballsicherer und technisch besser als Piatek und Selke. Er kann wenigstens auch mal ein eins gegen eins gewinnen.” Auch @SKrause10 findet: “Der Transfer war für mich anfangs schleierhaft! Viel zu langsam für die 1. Liga. Es lag aber vor allem an mangelnder Fitness. Erstmals mit der Einwechselung im Spiel gegen Union hat es funktioniert. Gutes eins gegen eins, macht Bälle fest und hat das Auge für Mitspieler.”

Es bleibt nun zu hoffen, dass Belfodil verletzungsfrei bleibt und immer weiter seinen Rhythmus findet. Sein Vertrag läuft im kommenden Sommer wohl bereits wieder aus – seine Verpflichtung war ein Experiment. Es scheint, als könnte dieses glücken.

[Titelbild: Frederic Scheidemann/Getty Images]

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Um den Menschen in der Ukraine zu helfen, hat sich die Gruppa Süd entschlossen, Geld zu sammeln und damit die Menschen in und um die Kriegsgebiete zu unterstützen. Davon werden speziell Hygieneartikel für Frauen und Babys sowie haltbare Lebensmittel gekauft. Die Spenden werden direkt an die polnisch-ukrainische Grenze geliefert, sodass den Menschen unmittelbar geholfen wird.

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Misha Yantian

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