FSV Mainz 05 – Hertha BSC: Drei Thesen zum Spiel

von Dez 13, 2021

Nach zuletzt fünf sieglosen Spielen in Serie konnte unsere Hertha im Abstiegskampf mit dem Heimdreier gegen Arminia Bielefeld ein wichtiges Erfolgserlebnis einfahren und einen direkten Konkurrenten distanzieren. Doch auch andere Kellerkinder stockten ihr Punktekonto auf. Und so bleibt der Blick bei weiterhin nur zwei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz nach unten gerichtet. Umso wichtiger, nun den ordentlichen Start von Neu-Trainer Tayfun Korkut fortzusetzen und beim nächsten nominell ebenbürtigen Team zu punkten.

Dienstag ist die alte Dame in Mainz zu Gast und könnte mit einem Sieg sogar punktetechnisch zu den Nullfünfern aufschließen. Unsere drei Thesen zu diesem Duell.

These 1: Never change a running system

Zwei Spiele, vier Punkte – kaum ein Grund für Korkut, größere Anpassungen vorzunehmen. Und so wird er auch im Auswärtsspiel am Dienstagabend die erfolgsbewährte Grundformation des 4-4-2 beibehalten. Personell dürfte die selbe Elf beginnen wie zuletzt gegen Bielefeld. Ansonsten wird in einer englischen Woche gern durchgewechselt, doch es drängt sich der Eindruck auf, dass Korkut der erfolgreichen Elf vertraut.

Im Vergleich zum Stuttgart-Spiel setzte Korkut gegen Bielefeld im Vierer-Mittelfeld allerdings auf den genesenen Suat Serdar statt des glücklosen Myziane Maolida. So ersetzte er einen klaren Flügelspieler durch einen zentralen Mittelfeldmann.

Eine weise Entscheidung, war doch gegen Stuttgart Herthas Zentrale zu oft verwaist und gegen mehrere Angreifer auf sich allein gestellt. Dies zeigte sich insbesondere beim Konter zur zwischenzeitlichen 2:0-Führung der Stuttgarter.

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(Photo by Matthias Kern/Getty Images)

Mit der Hereingabe von Serdar kam nun ein weiterer zentral orientierter Spieler dazu, der dieses Problem beheben konnte. Der Plan, das Zentrum dicht zu machen, funktionierte zwar gegen wenig kreative und tempoarme Bielefelder. Es birgt aber das Risiko, dass ein clevererer Gegner über die nunmehr unterbesetzten Flügel Herthas Defensive zu knacken versuchen dürfte. Für die zentrumsorientierten Spieler bedeutet das hohe Laufarbeit, da sie sowohl defensiv als auch offensiv Mitte wie Außen abdecken müssen. So kann es auf den defensiven Außen häufiger mal zu Überzahlsituationen der gegnerischen Angreifer kommen.

Ein Umstand, den sich insbesondere das variable Mainzer Sturmduo aus Karim Onisiwo und Jonny Burkardt gegen die nicht besonders temporeichen Marvin Plattenhardt und Peter Pekarik oder den im Zweikampf häufig zu stümperhaften Zeefuik zunutze machen dürfte.

These 2: Auch gegen Mainz funktioniert der Oldie-Sturm

Es hatte sich gegen Stuttgart angedeutet und nun gegen Bielefeld fortgesetzt – Hertha hat ein neues Sturmduo. Stevan Jovetic und Ishak Belfodil harmonieren unverhofft gut und verleihen Hertha dabei so etwas wie Offensivgefahr. Und auch gegen Mainz werden sich die beiden gefährlich vor den gegnerischen Kasten durchkombinieren.

Stevan Jovetic lässt zurzeit die Herzen der Hertha-Fans höher schlagen. Hat er den Ball und führt ihn vor sich her am Fuß, scheint eine geniale Idee nicht weit. Dabei treibt sich Jovetic nicht nur im Sturmzentrum herum, sondern holt sich immer wieder auch Bälle auf den Außenpositionen. Oder er stößt in Freiräume zwischen den gegnerischen Verteidigungsketten, um mit dem Ball aufzudrehen und mit etwas Tempo auf den gegnerischen Verteidiger zuzudribbeln oder auch zielstrebig und clever den Abschluss zu suchen.

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(Photo by Matthias Kern/Getty Images)

Belfodil hingegen ist der etwas positionstreuere Zielspieler. Er kann nach Anspielen den Ball ordentlich festmachen und behauptet sich auch mit Gegenspieler im Rücken. Er kann, selbst wenn ihm das Tempo sichtlich fehlt, auch ein paar Schritte ins Dribbling gehen und auf den durchstoßenden Jovetic oder nachrückende Mittelfeldspieler wie Marco Richter, Suat Serdar oder Jurgen Ekkelenkamp ablegen und sie so in Abschlusssituationen bringen.

Nachdem Belfodil gegen Stuttgart ein eigener Treffer noch vom VAR aberkannt wurde, könnte sein zweieinhalb Jahre währender Tor-Knoten jetzt endlich platzen. Allerdings – wer auflegt oder trifft, ist uns eigentlich egal. Ein Scorer aus dem Oldie-Duo wird aber dabei sein!

These 3: Und trotzdem coacht Bo Svensson Korkut aus

Unser abschließende Blick richtet sich auf den Gegner. Die Mainzer leisteten am Wochenende starke Gegenwehr bei Bayern München und unterlagen nach zwischenzeitlicher Führung und couragierter Leistung nur knapp mit 2:1. Kein Zufall, stellt Mainz doch gemeinsam mit Bayern die zweitbeste Defensive der Liga und steht auch sonst mit Platz acht ordentlich da.

In der 1. Bundesliga wohlgemerkt – ein Umstand, den sich selbst eingefleischte Mainz-Fans vor knapp einem Jahr kaum vorstellen konnten. Als Bo Svensson nach dem 14. Spieltag der letzten Saison die Nullfünfer übernahm, standen diese mit nur sechs Punkten abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz (noch hinter der rückblickend historisch schlechten Mannschaft aus Gelsenkirchen). Was folgte, war eine beispiellose Aufholjagd, die in der besten Rückrunde der Mainzer Bundesliga-Historie mündete und in dieser Saison seine Fortsetzung fand.

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Der Erfolg hängt eng mit Cheftrainer Svensson zusammen. Er setzt auf ein kompaktes System, fand für seine offensive Idee schnell die richtige Mischung an variablen Angreifern und bereitet seine Mannschaft optimal auf jeden Gegner vor. Er orientiert sich dabei effektiv an den Stärken und Schwächen des jeweiligen Kontrahenten und ärgert mit seinen cleveren Matchplänen auch den ein oder anderen großen Namen.

Ein Vorteil für Hertha dürfte aber darin bestehen, dass die Herangehensweise der Herthaner unter dem neuen Coach Korkut insgesamt noch recht unbekannt und wenig vorhersebar ist. Klar ist, dass Svensson in seiner Spielvorbereitung besonderes Augenmerk auf Jovetic und Belfodil legen dürfte. Und sich für die zwei etwas Kluges überlegt.

Mainz ist formstark und taktisch immer wieder optimal auf den Gegner eingestellt. Doch auch Hertha scheint unter Korkut eine bessere Balance zwischen defensiver Kompaktheit und offensiver Durchschlagskraft gefunden zu haben. Dennoch – aus Mainz nehmen wir höchstens einen Punkt mit.

[Titelbild: Alex Grimm/Getty Images]

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Um den Menschen in der Ukraine zu helfen, hat sich die Gruppa Süd entschlossen, Geld zu sammeln und damit die Menschen in und um die Kriegsgebiete zu unterstützen. Davon werden speziell Hygieneartikel für Frauen und Babys sowie haltbare Lebensmittel gekauft. Die Spenden werden direkt an die polnisch-ukrainische Grenze geliefert, sodass den Menschen unmittelbar geholfen wird.

ÜBER DEN AUTOR

Yannik Dönnebrink

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