Herthaner im Fokus: Hertha BSC – 1. FC Köln

von Mai 17, 2021

Hertha BSC hat es geschafft, trotz Quarantäne und Verletzungsproblemen. Auch in der kommenden Saison wird man in der ersten Bundesliga spielen. Am Ende hat ein spielerisch unschönes 0:0 gegen den 1. FC Köln gereicht. In einer zerfahrenen Partie kommt Hertha nur einmal zum Abschluss, lässt aber auch wenig zu. Wir blicken auf das Spiel und einige Einzelleistungen zurück.

Als Team zum Klassenerhalt

Hertha ging es am Samstagnachmittag von Anfang an nur darum, nicht gegen Köln zu verlieren. So bemühte man sich vor allem darum, kein Gegentor zu kassieren. Bei dem hohen Spielrhythmus und den vielen Ausfällen im Team war aber auch kein fußballerischer Leckerbissen zu erwarten. Die Berliner zeigten kaum Ambitionen, offensiv am Spiel teilzunehmen und fokussierten sich stark darauf, im 4-2-3-1 mit Mittelfeldpressing als Team zu verteidigen. Dieser Plan ging auf. Köln kam kaum zu gefährlichen Abschlüssen und am Ende reichte das 0:0 durch die Ergebnisse in den anderen Spielen, um den Abstieg zu verhindern. Pal Dardai und sein Team haben ihre Aufgabe erfüllt. Man hat den Zusammenhalt im Team gestärkt, eine Mannschaft geformt und diese zum Klassenerhalt geführt. Wie so oft in den letzten Wochen basierte auch der Erfolg in Köln nicht auf Einzelleistungen, sondern auf einer geschlossenen Mannschaftsleistung. So fällt es gar nicht so leicht, die Leistungen einzelner Spieler genauer zu betrachten. Über einige Spieler lohnt es sich aber dennoch, ein paar Worte zu verlieren.

Marton Dardai – Auch auf der Sechs gut

Im vorletzten Spiel der Saison startete Marton Dardai, die Entdeckung dieser Saison, erstmals nicht auf seiner angestammten Position in der Innenverteidigung, sondern eine Reihe weiter vorne auf der Sechs. Von Adaptionsschwierigkeiten oder einer nennenswerten Eingewöhnungszeit kann man aber nach dem Spiel nicht wirklich reden. Nicht unbedingt überraschend, denn bereits in der Jugend wurde er immer wieder im Mittelfeld eingesetzt.

Seine gute Leistung gegen Köln stützt sich dabei vor allem auf seine Zweikampfstärke. Noch mehr als in der Innenverteidigung, wurde er in direkte Duelle verwickelt und ging zumeist als Sieger hervor. Insgesamt führte er in der Luft und auf dem Boden 13 Zweikämpfe, neun davon gewann er. Meistens schaffte er es auf sehr clevere Weise und gar nicht unbedingt durch physische Präsenz, dem Gegner den Ball vom Fuß zu spielen. Nur bei einer Szene kann man ihm einen kleinen Vorwurf machen. In der 17. Minute kam Köln zu einem nicht ungefährlichen Abschluss, auch weil Dardai nicht rausrückte, um näher am Gegenspieler zu stehen. Glücklicherweise parierte Alexander Schwolow jedoch gut zur Seite.

In den wenigen Szenen im Spielaufbau kippte Dardai hin und wieder zwischen die Innenverteidiger ab und ließ so das Kölner Pressing ins Leere laufen. In einem Spiel, in dem Hertha insgesamt nur wenige ruhige Ballbesitzphasen hatte, konnte Dardai nicht allzu viel von seinem guten Passspiel zeigen. Zwei spannende längere Pässe konnte er aber dennoch einstreuen. Auch nach Ballgewinn fand er stets seinen Mitspieler und machte kaum Fehler. Dies schlägt sich auch in seiner Passquote von 89 % nieder. So kann Marton Dardai, der unter der Woche einen langfristigen Vertrag bis 2025 unterschrieb, auch in Zukunft eine sinnvolle Back-up-Option für die Sechs sein.

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Omar Alderete – Ungenau, aber nicht unwichtig

Die eben erwähnte Passstärke von Dardai hat Omar Alderete auf jeden Fall nicht. Das konnte man auch im Heimspiel gegen Köln wieder feststellen (75 % Passquote). Gleich zwei gefährliche Fehlpässe, die direkt in den Fuß des Gegenspielers kamen, in den ersten 20 Minuten des Spiels dürften sicherlich den ein oder anderen Herthafan erzürnt haben. Es war zu großen Teilen den Kölnern, die mit dem plötzlichen Ballgewinn nicht viel anzufangen wussten, zu verdanken, dass diese Situationen nicht wirklich gefährlich wurden.

Fairerweise muss aber auch erwähnt werden, dass Alderete über weite Teile des Spiels der Einzige aus der Viererkette war, der sich überhaupt um ein vertikales Spiel bemühte. Wenn man es mal geschafft hat, die Hochgeschwindigkeitsspieler in der Offensive in das Spiel mit einzubeziehen, war Alderete nicht selten beteiligt. Insgesamt fehlt ihm aber weiterhin die Konstanz in seiner Spieleröffnung. Zu viele Bälle landen ziellos beim Gegner.

Gegen den Ball war Alderete eher unauffällig. Das ist bei Innenverteidigern aber nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen. So hat auch Alderete einen wichtigen Anteil daran, dass Köln es nicht schaffte, ein Tor zu erzielen. Er gewann alle seine Zweikämpfe am Boden, die er gewohnt robust führte und klärte insgesamt sechs Bälle. Um sich für die kommende Saison als Stammspieler zu empfehlen, reichte diese Leistung aber sicherlich nicht aus.

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Mathew Leckie – Offensiv nicht existent

Für Mathew Leckie könnte es bereits das letzte Spiel im Trikot von Hertha BSC gewesen sein. Sein Vertrag läuft in wenigen Wochen aus und am 34. Spieltag könnte er mit der Rückkehr von Dodi Lukebakio wieder auf die Bank rotieren. Für eine gute Eigenwerbung wird die Leistung gegen Köln aber zu wenig gewesen sein. Über die rechte Außenbahn sollte er das Umschaltspiel mit seinem Tempo bereichern. Letztendlich war er aber an keiner der wenigen Offensivaktionen wirklich beteiligt. Wenig nachvollziehbar war auch, dass er in der ersten Hälfte immer wieder das Zentrum besetzte, anstatt dem Spiel über den Flügel mehr Breite zu geben. So war er nicht ganz unschuldig daran, dass Hertha insgesamt nur zu einem Abschluss kam.

Bei der Arbeit gegen den Ball kann man ihm keine Vorwürfe machen. Diszipliniert verteidigte er zusammen mit Lukas Klünter auf der rechten Seite und sorgte dafür, dass die Kölner über diese Seite nur zwei Flanken schlagen konnten, von denen keine ankam. Das und fehlende Alternativen werden auch die Gründe dafür gewesen sein, dass Leckie bis zum Abpfiff durchspielte.

So neigt sich seine Zeit bei Hertha dem Ende und es bleiben seit seinem Wechsel 2017 nur wenige positive Erinnerungen. Auch das Spiel bei wechselhaftem Wetter am Samstagnachmittag gegen Köln konnte daran nicht viel ändern.

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Und dann waren da noch…

Jonas Michelbrink:

Auch in seinem zweiten Bundesligaspiel machte der technisch starke Zehner aus der eigenen Akademie wieder auf sich aufmerksam. Mehrfach stellte er seine gute Ballführung und Wendigkeit unter Beweis. Man konnte ihm ansehen, wie gerne er den Ball am Fuß hat. Teilweise verhielt er sich aber noch etwas zu lässig und defensiv nicht immer allzu diszipliniert. Das gefiel Trainer Dardai nicht so sehr und rief daher von der Bank: „Jonas, das ist die A-Mannschaft. Da musst du zurücklaufen!“. Michelbrink ist aber definitiv ein Spieler, der das Spiel von Hertha mit seiner Kreativität bereichern kann. Man darf gespannt sein, welche Rolle er in der kommenden Saison spielen wird.

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Javairo Dilrosun:

Der junge Niederländer half auch gegen Köln wieder im zentral offensiven Mittelfeld auf der Zehn aus. Insgesamt blieb er aber recht unauffällig und hatte kaum wichtige Aktionen. Nur zwanzig Ballaktionen und elf Pässe verbuchte Dilrosun. Zu oft befand er sich im Deckungsschatten der Kölner und nicht immer stimmte die Abstimmung mit Sturmspitze Jessic Ngankam. Sobald Vladimir Darida und Matheus Cunha wieder spielen können/dürfen, wird Dilrosun also wieder auf die Außen rücken.

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Alexander Jung

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